Die Braut, die sich traut oder der schönste Tag im Leben (Teil 2)

Die Offenbarung

Nachdem ungefähr Hinz und auch ungefähr Kunz uns höflich darauf aufmerksam gemacht haben, dass es doch so langsam mal an der Zeit wäre den Schritt zu wagen und zu heiraten, haben wir dann irgendwann beschlossen es zu tun. Es war furchtbar nervtötend ständig gesagt zu bekommen, dass wir das ja schon längst hätten machen können, in unserem Alter- und überhaupt, wenn man schon so lange miteinander lebt und sich liebt, welchen Grund gibt es dann es nicht zu tun. Immerhin ist man dann richtig Mann und Frau und das will was heißen. Nun gut, da es für uns keinen wirklichen Grund gab, es nicht zu tun, haben wir beschlossen, dass wir es wagen wollen. Der Beschluss war gefasst und naja, dann war er eben gefasst aber man unternahm nicht wirklich etwas. Wir wollten es nicht an die große Glocke hängen und mal schauen, wann der richtige Zeitpunkt kommen würde es unseren Eltern zu verkünden.

Wir warteten und warteten, aber er kam einfach nicht- der günstige Zeitpunkt. Es gab eigentlich ab dem Zeitpunkt an dem wir es entschieden hatten nur äußerst unpassende Momente dies zu verkünden.
Nun gut, für uns war klar, dass wir es einfach nicht so erzählen können, dazu fühlten wir uns viel zu sehr unverlobt um die richtigen Worte zu finden und naja man hat so was eben noch nie gemacht. Also überlegten wir, bei welcher Gelegenheit beide Eltern wieder aufeinander treffen würden, weil wir es beiden gleichzeitig sagen wollten. Zunächst kam da Fasching und ein Treffen bei dem sich beide Eltern trafen. Aber zwei Beduinen, einem Schwein und einem Frosch wollten wir es in der Rolle eines Elefanten und eines Weinfasses nicht bei Konfetti, Tröten und Sekt verkünden. Zumal zu diesem Zeitpunkt noch diverse andere Gestalten wie eine Kuh, eine Hexe und eine Biotonne den Tag mit uns verbrachten. Dieser Event war dann wohl nicht der richtige Rahmen.

Als nächstes folgte der Geburtstag des Schwiegervaters in Spe, der die besagten Hinzes und Kunzes einlud. Wir entschieden kurzerhand, dass wir den Hinzes und Kunzes diese Neuigkeit nicht sofort brandheiß auf die Nase binden wollten.

Dann wurde uns klar, wir müssen alle vier einfach zu uns einladen. Wie gelegen kam uns da das Osterfest. Da dieses Fest in unseren Familien nicht sonderlich exzessiv gefeiert wird, luden wir sie zu uns ein und unter dem Vorwand, dass wir zu Ostern für sie kochen wollen. Die Eltern waren hellauf begeistert und wir waren beruhigt, dass alle konnten und keiner Verdacht hegte. Aber ich hatte die Rechnung ohne meine Mutter gemacht. Die kam nämlich auf die super Idee, dass wir doch an Ostermontag alle zusammen einen Ausflug machen könnten, mit den Tanten und Geschwistern und überhaupt könnte ja kommen wer will. Wie erklärt man als geselliger Mensch, seiner geselligen Familie, die gerne mal zusammen einen Ausflug macht, vor allem an Ostern, dass man an Ostern doch lieber zu Hause bleiben möchte? Uns blieb nichts übrig als es zu ignorieren mit dem Kommentar „an Ostermontag war in den letzten Jahren immer scheiß Wetter!“ Denn wenn wir eines nicht wollten, dann war es, dass unsere Tanten und dann eigentlich auch alle, unser Vorhaben mit unseren Eltern erfahren. Gott sei Dank kam es dann auch so. Das Wetter war eher regnerisch und novemberähnlich und wir konnten unseren Plan in die Tat umsetzen. Wir überlegten hin und her, wie wir die Nachricht formulieren könnten. Fragen wollten bzw. konnten wir niemanden, weil sonst unser Geheimnis aufgeflogen wäre. Mir kam dann die Idee, dass man ja auch einen Denkanstoß im Ostergeschenk verpacken könnte. Kreativ wie wir sind, besorgten wir ein Osternest mit diversem Kitschi-Kleinkram und ein großes Osterei, in dem man etwas verstecken kann. In dieses Osterein packten wir kleine Ringe, Brautstrauß und Zylinder.

Wir waren überzeugt von unserem Plan und so kam der Tag an dem wir unsere Verlobung offiziell machen wollten. Die Eltern kamen beide, die Stimmung war beschwingt. Eigentlich wollten wir das Nest erst nach dem Essen präsentieren, weil wir nicht wussten, ob wir vielleicht jemandem den Appetit verderben würden. Aber wir hatten keine Chance. Beide Mütter knallten uns die Ostergeschenke auf den Tisch und überschlugen sich, wie süß die Sachen doch sind, die sie uns mitgebracht hätten. O.k. kurzer Hand beschlossen wir auch unsere Geschenke zu präsentieren. Das Herz schlug uns bis zum Hals aber wir zogen es durch. Wir stellten unseren Müttern die Nester vor die Nase. Zunächst kam gleich der qualifizierte Kommentar meines Vaters „und ich, ich geh wieder leer aus oder was, wie immer!“. Hahaha super Stimmung. Mein Schwiegervater hielt sich an den trockenen Weißwein und meine qualifizierte Mutter nahm das Nest und meinte, „das ist aber nett, das stell ich aber lieber mal auf’s Regal, dass nichts dran kommt. Ich schau’s mir dann daheim in Ruhe an!“ Mir schwoll schon etwas der Kamm muss ich zugeben. Ich bestand dann darauf, dass sie sich doch bitte beide das Nest mal genauer betrachten sollten. Taten sie dann auch, jeden Gegenstand einzelnen. Auch das Ei. Aber auf die Idee, dass man das vielleicht auch öffnen könnte kam natürlich keiner. Wieso auch, jeder Idiot versucht einen Gegenstand der offensichtlich eine Öffnung hat zu öffnen. Nachdem wir darauf hinwiesen, dass da auch noch was drin ist kam dann noch so ein Knaller Kommentar anstatt das Ei einfach mal zu öffnen: „sind da selbst gemachte Pralinen drin? Ich hoffe die sind nicht so fett…ihr wisst ja meine Hüften“ Hahaha- Mein Kamm hatte mittlerweile eine dunkelrote bis violette Farbe angenommen und ich war kurz davor die Eier an die Wand zu schmeißen oder einfach zu platzen. Da öffneten sich die Ostereier – ja da öffneten sich die Ostereier und keiner sagte was. Aber das blieb natürlich nicht lange so, meine Mutter hatte natürlich wieder einen Kommentar parat „was ist das denn? Habt ihr geheiratet?“ Meine Schwiegermutter schaute auch etwas doof aus der Wäsche. Wir verkündeten dann, dass wir noch nicht geheiratet hätten, aber dass wir es vorhaben – Stille.
Meine Mutter kombinierte knallhart und sagte dann „also, feiern wir heute Verlobung oder was?“ Dankenswerterweise meinten beide Väter dann, dass der Gartenzaun, den wir ihnen zugeworfen hätten schon eine immense Größe angenommen hätte und dass das ja wohl selbst ein Blinder verstehen würde. Ich schaute meinen Vater an und was ich in seinen sah, war nicht ganz das, was ich mir erhofft hatte. Ich dachte er bekommt Tränen in die Augen… aber was ich sah, waren Euro-Zeichen die sich wie bei einem einarmigen Banditen drehten, immer schneller. Mein Schwiegervater sagte nur „Prost“, meine Schwiegermutter packte wieder seelenruhig das Osterei ein und meine Mutter meinte nur „habt ihr einen Schnaps da? Ich glaub ich brauch jetzt einen. Ich werde alt“.

Dementsprechend verlief das ganze Osteressen. Die Eltern schienen beide wahnsinnig überrollt zu sein, was wir gar nicht verstehen konnten, weil das Thema Hochzeit nun nicht das allerneuste war. Letztendlich wurden natürlich dennoch feuchtfröhlich und leicht beschwippst, die ersten Pläne geschmiedet, weil man sich ja doch irgendwie freut, auch wenn man das Gefühl hat, dass eine Hochzeit für Eltern, Hilfe von Peter Zwegat bedeutet und man das Gefühl hat, dass man wahnsinnig alt wird, wenn die Kinder heiraten. Die Freude war dann doch sehr groß und mittlerweile gibt es kein anderes Thema mehr. Alle sind furchtbar euphorisch und jeder toppt die Idee des anderen… für uns ist die ganze Sache mit Schmunzeln zu genießen.

Der Knaller-Kommentar zum Abschluss des Osterfestes, der die Stimmung noch mal im Ganzen abrundete kam, von wem auch sonst, von meiner Mutter. Beim Verabschieden an der Tür meinte sie nur noch leicht angetorkelt: „zu euch komme ich nie mehr zum Osteressen!“


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