Die Finanzmarktkrise zwingt Island in die Knie – wie geht es mit der Kaupthing-Bank weiter? Gehen die Isländer wieder fischen?

Nach dem Zusammenbruch des isländischen Finanzwesens stellen sich viele Isländer die Frage, wie es nun weiter geht. Nachdem man jahrelang auf Pump gelebt hat, wollen viele wieder auf solides Wirtschaften und reale Geschäfte zurück.

Das „Wall Street Journal“ hat dazu einen spannenden Artikel veröffentlicht. Darin wird vom Fischer Kristjan Davidsson berichtet, der nach Jahren auf See im Jahr 2001 zu einer Bank wechselte, dort sehr gut Geld verdiente und nun vor den Träumern seiner Existenz überlegt, wieder zur See zu fahren und zu fischen:

Kristjan Davidsson went to sea as a deckhand at 16. At fisheries college he aspired to be a boat captain. For two decades, he sold fish and fish-processing equipment. Like his father, and practically everyone in this remote village, he owed his living to the fish his country pulled from the ocean.
But in 2001 Mr. Davidsson got bored. He joined one of Iceland’s newly privatized banks. He got rich. Now, he says, it looks like it’s back to fish. That may be true for this nation’s fortunes as a whole.

Nun Island ist ein altes Fischereiland und sollte eigentlich in der Lage sein, seine etwas über 300.000 Einwohner damit durchzubringen. Ein bisschen Tourismus dazu und die Erfahrungen mit Geothermie sollte eigentlich ausreichen, das Inselvölkchen durch das 21. Jahrhundert zu führen. Aber nach der Verstaatlichung der drei großen Banken des Landes, Landsbanki, Glitnir-Bank und Kaupthing Edge, steht das Land am Rande des Abgrunds. Die Bilanzssumme der drei Banken beläuft sich auf ein Vielfaches des Isländischen BIP. Ein Staatsbankrott steht im Raum. Von daher wird eine Rettung nicht aus eigener Kraft gelingen. Nachdem sich die Russen (1, 2, 3, 4) ja schon angeboten haben, werden sich sicher auch andere Länder an einer Rettung beteiligen. Mit dem Einfrieren isländischer Konten – wie es Großbritannien gemacht hat – geht man sicherlich keinen Schritt nach vorne. Aber es bleibt zu hoffen, dass das G7-Treffen in Washington und das Ecofin-Treffen in Paris Lösungen bringt, die auch Island mit einbeziehen. Ansonsten droht Island wirklich der Weg zurück in die Einfachheit, wie Roger Boyes in der Times schrieb. Hier der Artikel in der deutschen Übersetzung bei der Welt.

Wie geht es weiter mit der Kaupthing-Bank und ihren deutschen Kunden?

Wie ich bereits in meinem Artikel dazu geschrieben habe, haben die deutschen Kunden derzeit keinen Zugriff auf ihre Online-Konten, nachdem die Bank verstaatlicht wurde. In der Folge hat auch die deutsche Bankenaufsicht BaFin ein Veräußerungs- und Zahlungsverbot erlassen.

Auf der deutschen Homepage der Kaupthing Edge findet man mittlerweile auch nähere Informationen über die isländische Einlagensicherung:

Zahlungen aus dem Fonds

Der Fonds ist verpflichtet, gegenüber Kunden einer Bank Zahlungen in Höhe der Einlage zu leisten, sofern:
1) eine Bank nach Ansicht der isländischen Finanzaufsichtsbehörde nicht in der Lage ist, unverzüglich oder in naher Zukunft Zahlungen in der Höhe der Einlagen zu leisten, die ein Kunde entsprechend den geltenden Bedingungen von der Bank verlangt hat. Die Ansicht der Finanzaufsichtsbehörde ist spätestens drei Wochen, nachdem die Behörde erstmals die Bestätigung erhält, dass die jeweilige Bank gegenüber ihrem Kunden nicht entsprechend ihren Verpflichtungen Zahlung geleistet hat, zur Verfügung zu stellen.

2) über das Vermögen einer Bank der Konkurs eröffnet wird.

Mindesteinlagensicherung

Die Mindesteinlagensicherung in Island beträgt EUR 20.887,‐‐. Falls die Vermögenswerte des Fonds nicht ausreichen, um den Gesamtbetrag der garantierten Einlagen bei der jeweiligen Bank zu bezahlen, sind die Zahlungen unter den Anspruchsberechtigten wie folgt aufzuteilen: alle Forderungen bis zu EUR 20.887,‐‐ sind zur Gänze zu erfüllen und alle darüber hinausgehenden Beträge sind im gleichen Verhältnis zu bezahlen. Die Mindesteinlagensicherung in Höhe von EUR 20.887,‐‐ besteht unabhängig von der Entwicklung der isländischen Krone.

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Allen Betroffenen wird geraten so schnell wie möglich die Ansprüche beim isländischen Einlagensicherungsfonds anzumelden. In einem Artikel schreibt das „Handelsblatt“ dazu:

Rechtsanwälte raten deutschen Kunden dazu, Schäden aus der Kaupthing-Pleite bereits jetzt fristgerecht zu melden und schnell juristischen Rat zu ihren Entschädigungsansprüchen einzuholen. „Ob die Kaupthing Bank tatsächlich zahlungsunfähig wird, bleibt abzuwarten, ist aber nicht grundsätzlich auszuschließen“, kommentiert Rechtsanwalt Klaus Nieding von der Anlegerkanzlei Nieding und Barth.

Homepage des Isländischen Einlagensicherungsfonds

Deutsches Forum für Kaupthing-Kunden


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