BörseVZ – weitere interessante Geschäftsidee ohne wirklichen Nutzen?

Auf einer Internetseite bei BlogWave.de habe ich heute bei den „letzten Beiträgen“ auch einen Artikel über die neue Anlegerplattform BörseVZ entdeckt, die ja anscheinend von StudiVZ aufgrund der beiden Buchstaben VZ im Namen eine Abmahnung bekommen hat.

Mir war diese Seite vorher unbekannt, aber mein Interesse für das Trading an den Kapitalmärkten veranlasste mich dazu diese Seite näher anschauen.

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Wenn man auf der Startseite ist, dann steht in der untersten Zeile „Zum ersten Mal hier“. Dort wird beschrieben, was BörseVZ überhaupt ist, mit dem zusätzlichen Hinweis „Für die Berechnung der Performance gibt es bei BörseVZ kein fikitv eingesetztes Kapital. Es zählt ausschließlich die Wertentwicklung der Wertpapiere.“ Auf diesen Punkt gehe ich allerdings später noch einmal ausführlicher ein.

Da ich bis jetzt noch nicht wesentlich schlauer bin, möchte ich natürlich noch genauer wissen, wie BörseVZ funktioniert und habe mich angemeldet. Persönliche Daten, Aktivierungslink, das übliche Prozedere. Soweit, so gut.

Performance- und Bonuspunkte

Trotz des netten Hinweises mit nun erfolgreicher Registrierung gleich ein Wertpapier kaufen zu können, wollte ich erst mal die FAQ’s anschauen. Unter den Kategorien „Allgemein“ mit den entsprechenden „Fragen und Antworten“ dazu findet man die „Errechnung der Gesamtpunktzahl“.

Diese setzt sich zusammen aus Performance-Punkten und Bonus-Punkten.

Das erstere kann ich ja gerade noch nachvollziehen, weil es für eine erreichte positive Entwicklung, beispielsweise einer Aktie, die entsprechenden Punkte gibt.

Aber was bitte haben Bonus-Punkte mit meiner Leistung bei Anlageentscheidungen zu tun? Wenn ich beispielsweise News schreibe bekomme ich dafür 5 Punkte, wenn ein Mitglied mein Depot als Favorit setzt ebenfalls 5 Punkte und wenn ich einen Kontakt einlade – welch‘ Wunder – 50 Punkte.

Welchen „Wert“ hat dies nun?

Wenn sich jemand tatsächlich ernsthaft für das Trading an den Kapitalmärkten interessiert, hat dies meiner Meinung nach nicht nur keinen großen, sondern gar keinen „Wert“. Denn: Der Nutzer bekommt hier suggeriert, er hätte beispielsweise vom Aktienhandel Ahnung, weil seine Aktie XY eine Bewegung von p gemacht hat. Außer Acht bleiben dabei das verfügbare Kapital, vom damit verbundenen Risiko nicht mal zu reden.

Wo der besondere Clou liegen soll, dass es für die Berechnung der Performance bei BörseVZ kein fikitv eingesetztes Kapital gibt bzw. ausschließlich die Wertentwicklung der Wertpapiere zählt, kann ich nicht erkennen. So wähle ich wahlweise irgendwelche Wertpapiere aus, die steigen oder fallen. Als hätte jemand im privaten Bereich endlos Geld um genau so vorzugehen .

Eine begrenzte Summe in Form eines Musterdepots zur Verfügung zu stellen wäre eventuell noch nachvollziehbar gewesen, wobei auch das mit Trading nahezu nichts gemein hat. Mit „Spielgeld“ ein Musterdepot zu führen ist keine Kunst, sondern Zeitverschwendung.
Man gaukelt sich etwas vor was tatsächlich nicht vorhanden ist, denn es gibt dabei nichts zu verlieren. Oder wie fühlt es sich an 100.000 Euro Spielgeld zu verlieren?

Trading hat etwas mit einem selbst zu tun, mit Lernen über sich selbst und Erfahrungen mit Emotionen, wenn man „sein“ Geld eingesetzt hat und es eventuell verlieren kann. Eine gemischte „Performancemessung“, wie sie hier gegeben ist, ist völlig aussagelos. Die erreichten Ergebnisse sind frei von emotionalen Entscheidungen, wenn es darum geht, eigenes Geld zu riskieren.

Hier platziere ich einen Trade, hoffe dass sich der Kurs zu meinen Gunsten entwickelt, und wenn nicht, dann ist es auch nicht schlimm, denn ich kann ja ein paar Kontakte einladen, um meine Performance zu verbessern.

Ich lerne nichts über den entscheidendsten Faktor beim Trading überhaupt: mich selbst. Von den anderen maßgeblichen Dingen wie Risiko- und Moneymanagement mal vollkommen abgesehen.

Außerdem bezweifle ich, dass der emotionale Druck, der entsteht, wenn eine Position tatsächlich rote Zahlen aufweist, zum Vorschein kommt. Das „Pulling-the-trigger“-Syndrom, wenn es darum geht eine Position zu eröffnen oder zu schliessen bleibt vollkommen außen vor.

Durch so ein „Anlagespiel“ wird vermeintliches Vertrauen in seine Entscheidungen aufgebaut, die unter realen Bedingungen niemals vorhanden wäre.

Zu sehen, dass Trader unknown 800% vorne liegt hat keine Aussage über sein Können oder seine Fähigkeit ein guter „Spekulant“ zu sein.

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Ein wichtiger Punkt im Live-Trading sind ebenfalls die Gebühren, diese sind hier offenbar gar nicht vorhanden. BörseVZ erlaubt maximal 20 Trades pro Tag, das ist eine feine Sache. Jedoch würde bei einem schlechten Risiko- und Moneymanagement unter realen Umständen schon die Gebühren mögliche Gewinne auffressen bzw. sich zu den Verlusten addieren. Gebühren sind deshalb kein unerheblicher Bestandteil beim Trading.

Fazit

Gratulation an die Macher, die eine Geschäftsidee in die Tat umgesetzt zu haben. Jedoch kann ich den Zusammenhang nicht ganz erkennen, was das ansatzweise mit dem Thema Anlegen, Investment und Trading zu tun hat, da hier vollkommen andere „Spielregeln“ herrschen. Da aber „Netzwerke“ ja in aller Munde sind, schafft man damit eine „Community“ unter dem Deckmantel „Trading und Börse“ mit Sicherheit.

Eure Meinungen hierzu sind selbstverständlich willkommen, nutzt doch einfach unsere Kommentarfunktion dazu!


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