Erfahrungen mit Xing – nützlich oder doch nur 'nice to have'?

Wie in der vergangenen Woche in unserem Beitrag Social Networks – kurz notiert angekündigt, wollen wir uns etwas intensiver mit dem Business Network Xing auseinandersetzen.

Eigentlich hatten wir im Rahmen eines Experimentes vor, mal zu schauen wieviele Kontakte man innerhalb einer Woche bekommen kann. Dazu hat ein uns bekanntes, zuvor inaktives Mitglied sein Gedächtnis und sein offline-Adressbuch bemüht. Das Ergebnis war bislang sehr mager. Die wenigen Kontakt-Erwiderungen, die bisher kamen, sind sicherlich in Teilen der Urlaubszeit geschuldet. Wenngleich ich auch den Verdacht habe, dass viele Xing-User das Netzwerk nur sehr eingeschränkt nutzen, besonders wenn es sich nicht um Premium-Kunden handelt. Da bleibt es offensichtlich bei der wöchentlichen Status-Email und einigen unregelmäßigen Besuchen… Aber wir bleiben dran – spätestens Ende August sollten die meisten ja wieder aus ihrem Urlaub zurückgekehrt sein.

Damit das ganze aber dennoch ein runder Beitrag wird, möchte ich auf den Nutzwert von Xing eingehen. Kritiker sehen in dem Business Network ja häufig nur ein interaktives Adressbuch. Und ich persönlich kann dem nur zustimmen. Interessante, neue Geschäftskontakte kamen bislang noch nicht zustande, stattdessen beschränkte es sich darauf, dass offline-Kontakte (geschäftlich oder privat) über Xing lediglich ausgeweitet wurden. Bei kurzen Umfragen im Bekanntenkreis wurden mir diese Beobachtungen bestätigt. Aber wie sieht das bei Euch aus? Über ein kurzes Feedback per Kommentar oder Mail würden wir uns freuen!

Neben der Adressbuchfunktion bietet Xing ja aber noch vielmehr. Zunächst will ich da mal auf die Gruppen eingehen. Spannend finde ich dabei vor allem die Regional- bzw. Stadtgruppen. Hier finden in vielen Ecken Deutschlands regelmäßige Stammtische statt, wobei ich auch hier keinen unmittelbaren Nutzen für neue Geschäfte erkennen kann – wer andere Erfahrungen hat, melde sich bitte. Allerdings haben solche Treffen eine andere wichtige Funktion. Denn Freiberufler, Selbständige oder die neuen Freiangestellten, wie sie Markus Albers in einem großartigen Beitrag in Robert Basics Speakers Corner nennt, freuen sich auch mal realen Menschen zu begegnen, anstatt immer nur zu telefonieren oder zu mailen. Das soll jetzt nicht heißen, dass diese große Gruppe keine Kontakte zur Außenwelt hätte, keineswegs – aber Familie oder Freunde tun sich mit den neuen Arbeitsgewohnheiten doch mehrheitlich schwer. Daher sind Gespräche unter Selbständigen nochmal etwas anderes und eine fruchtbare Abwechslung. Man sieht aber auch hier erneut, dass Xing nur durch das offline-Leben seine Wirkung entfalten kann.

Einen weiteren Aspekt, den ich sehr bemerkenswert finde, ist die teilweise sehr große Offenheit innerhalb der Gruppen. Man gewinnt fast den Eindruck, dass sich die User nicht bewußt sind, wieviel sie eigentlich insgesamt (also das Profil in Verbindung zu den Diskussionsbeiträgen) von sich Preis geben. Da fallen teilweise Kommentare, die außerhalb von Xing so nie fallen würden. Das finde ich auf der einen Seite sehr charmant, denn den Deutschen wird ja zurecht häufig mangelnde Offenheit zugeschrieben, auf der anderen Seite sehe ich das aber auch sehr kritisch, denn ein Kommentar, den ich weitgehend anonym in einem Forum oder Blog abgebe, ist etwas anderes, als in einem Xing-Forum, wo man mit einem Click alles zu Herkunft, Arbeitgeber, usw. erfahren kann. Offensichtlich haben die User damit aber noch keine schlechten Erfahrungen gemacht. Von daher ist das wohl doch ok, oder hat da jemand andere Informationen?


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