Was bedeutet die Finanzmarktkrise für den Privatanleger?

Die Finanzmarktkrise ist derzeit ja in aller Munde. Dabei dominiert weitgehend die Panik bzw. das Herbeireden der Apokalypse. Tatsächlich sollte man das ganze nicht so dramatisieren, wie das derzeit viele Medien tun. Was derzeit im Bankensektor passiert, ist nichts anderes als ein reinigendes Gewitter. Und bevor mir jetzt jemand Zynismus angesichts der drohenden Arbeitsplatzverluste in den Banken vorwirft: Diejenigen etwa bei Lehman Brothers, die von der Insolvenz betroffen sind, gehören eindeutig zu den Besserverdienenden und werden aufgrund ihrer Ausbildung sehr schnell wieder einen Job finden. Da muss man sich keine Sorgen machen, da hat ein ehemaliger Nokia-Fließbandarbeiter deutlich mehr Probleme!

Aber eigentlich wollte ich ja was zu den Auswirkungen für den Privatanleger schreiben. Fangen wir beim Kleinsparer und seinem Sparbuch an. Hier ändert sich garnichts, denn deutsche Banken sind hinsichtlich einer Insolvenz nicht bedroht. Bei deutschen Banken sind i.Ü. die Einlagen bis 20.000 Euro pro Kunde gesichert. Ähnliches gilt für Tages- und Festgeld.

Betrachten wir uns die Bereiche Anleihen. Sollte nicht gerade eine US-Investmentbank ihr Emittent sein, besteht auch hier keine Sorge. Selbst bei der nun betroffenen Lehman Brothers standen nach Angaben der FTD nur 2 Anleihen Privatanlegern offen. Und auch da muss man nicht unbedingt mit einem Totalverlust rechnen. Generell gilt, dass Fremdkapital vor Eigenkapital bei der Insolvenz bevorzugt bedient wird.

Womit wir auch schon beim Bereich Aktien und Genußrechte wäre. Als Eigenkapitalteile haften solche Beteiligungen voll, gerade auch bei einer Insolvenz. Dennoch ist auch im Fall von Lehman Brothers nicht unbedingt mit einem Totalverlust zu rechnen. Abgerechnet wird erst in einiger Zeit, wenn sich die Wogen etwas geglättet haben. Und vielleicht findet sich ja auch noch ein solventer Käufer. Ähnliches gilt für die diversen anderen US-Banken. Bei den jüngsten Rettungsaktionen, wie etwa den Übernahmen von Bear Stearns oder Merrill Lynch, ist der zunächst genannte Preis sicher nicht das letzte Wort. Gerade in den USA werden solchen Übernahmen erst nach langer Zeit definitiv abgeschlossen und die Höhe der Abfindung bis zuletzt und bis zum letzten Cent ausgereizt, so das am Ende ein deutlich höherer Preis rauskommt, als zunächst auf die Schnelle vereinbart wurde.

Bei Fonds gibt es ebenfalls kaum einen Grund nervös zu werden. Zwar fallen vielleicht die Aktienkurse und damit auch der Wert der jeweiligen Anteile deutlich, aber auf lange Sicht sind Aktien aus Renditesicht ohne Alternative. Dabei ist das Fondsvermögen als Sondervermögen geschützt und somit auch im Falle einer Insolvenz der Fondsgesellschaft sicher!

Ganz anders sieht dagegen bei den lange Zeit hoch gelobten Zertifikaten aus. Da diese wie Schuldverschreibungen behandelt werden, droht hier im Insolvenzfall des Emittenten Totalverlust. Zwar ist wie Bear Stearns auch Lehman Brothers in Deutschland nur ein kleines Licht im Bereich Zertifikate, aber dennoch sollte man künftig die Finger von Zertifikaten lassen bzw. die Emittenten genau ansehen.

Was sich aus der Krise für die langfristige Altersvorsorge ableiten lässt habe ich in unserem Nachbarblog geschrieben.


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