Finanzmarktkrise: Schaffe, Schaffe, Häusle in den USA erwerbe

Eine mit Witz und Humor verpackte -offenbar leider wahre Geschichte- habe ich auf dem österreichischen Blog entershort.de von Daniel gelesen.

Lange vor dem zum Unwort des Jahres mutierenden Begriff „Finanzmarktkrise“ veröffentlichte er im Juli eine Erzählung, die er selbst in seinem Blog als Kommentar bekommen hat. Der Autor nennt sich Harry.

Diese „Geschichte“ muss man im Original lesen, deshalb gibt es von mir keine Zusammenfassung. Der Original-Link dazu ist hier.

[ZITAT]
Wir beide, Dan und ich, hatten ja bereits vor über einem Jahr längere Diskussionen über die Housing Situation hier in den USA. Hier mein „Essay“ dazu:

Als ich 2005 in Southern California ankam war ich koplett von der Rolle. Häuser (falls man diese Holzgerüste als solches bezeichnen mag) lagen in der über 1 Mio Dollar Range, ein paar Jahre zuvor gab es die noch um 250 bis 350 tausend. Jeder, wirklich jeder, war irgendwie im Housing Business: Egal ob Autoverkäufer oder Zahnarzt, jeder hatte eine zusätzliche Visitkarte mit Real Estate Broker drauf, und jeder erzählte mir wie viele hunderttausende er dieses Jahr gemacht hat und er nächstes Jahr machen wird.

Viele waren House Flipper, also rauf zum Mortgage Lender und mal schnell 750k abgeholt um ein Haus zu kaufen: Zero down (= null Anzahlung/Eigenkapital), Credit History (Krediteinstufung) irrelevant, Regular Income = yes (man kreuzte einfach an, Überprüfung gab es keine). Dann baute man das Haus mit seiner Frau/Freundin um – als (un-)gelernter Buchhaltergehilfe hatte man sicher genügend Know How für all die Bestimmungen zur Elektrik, Bauvorschriften, etc. – und verkaufte dann das Haus drei Monate später um 900k. So der Plan, und es lief für viele einige Zeit sehr gut.

Als gelernter Österreich und somit Realist (nein, nicht Pessimist) und meinen sehr interessanten Jahre inmitten der New Economy und deren Wahnwitz, war ich eher zu Tode verängstigt, als irgendwie begeistert. Und dies, obwohl mir alle Fachleute – darunter zB mein Autoverkäufer – rieten ja ein Haus zu kaufen, zumindest ein Condo (Eigentumswohnung).

Was man wissen muss ist, das in Amerika nicht zählt wie viel man verdient um danach seine Ausgaben auszurichten, sondern wie viel Kredit man bekommt – auf welche Weise auch immer: Während man früher nur die Credit Card um USD 20.000 bei günstigen Kreditraten von 22.5% überzog, gab es nun den ultimativen, unlimitierten Bankomaten: Das Haus, oder besser, irgendein Haus.

Nicht nur als House Flipper in Cali, in Las Vegas oder Florida, auch als Arbeitsloser in Detroit konnte man „mitprofitieren“: Ein Haus im Wert von ca. 40.000, und Schulden darauf für ca. 50.000. Aber dann kamen unzählige Mortgage Broker und meinten, „Hey willst Du nicht weitere 20.000 Kredit, denn Dein Haus wird ja nächstes Jahr sicher 80 bis 100k wert sein“. „Na klar“, sagte der Mann und eilte min den 20k in der Tasche zum nächsten Best Buy um sich einen Plasma TV zu kaufen, als auch eine Harley Davidson und einen neuen SUV für die Frau anzuzahlen.

Sehr staunte ich, als Mitte 2007 Onkel Ben (Bernanke) meinte, “kein Grund zur Gefahr, es sind nur Subprime Kreditnehmer betroffen” – also ein elegantes Wort für die Looser der Gesellschaft, die arbeitende Masse der Amis die bei WalMart den Schrott aus China kaufen. Aber es lag doch auf der Hand – zumidest für den naiven Harry aus Österreich – dass hier die ganze Gesellschaft betroffen war, nix nur “Subprime”. Gerade die Mittelschicht, jeder mit Haus und fiktivem Mehrwert, ging shoppen auf Teufel kom raus. Wer sollte die nächsten Jahre noch iPods, 600 PS Mittelklasselimousinen, Energiespar Schnick-Schnack usw. kaufen (selbst Daniel kauft sich schon billige eeePCs statt fetter Linux-Kisten und Designer Notebooks).

Und dann kamen plötzlich die sogenannten Finanzprofis aus Ihren Ecken: „Oh je, die dummen Ami-Subprime Kreditnehmer können nicht alles zurückzahlen,und wir haben zwar die ganzen Häuser als Sicherheit, aber erstmals im Leben haben wir nachgeschaut und kommen drauf dass diese Schrott sind und gar nimmer soviel wert wie in unseren Büchern steht. Es scheint auch, dass sich der arbeitslose Detroiter die Rate von $2300 pro Monat unerwarteter Weise nicht mehr leisten kann, obwohl er schon mal netto 1400 Dollar pro Monat machte, als er noch einen Job hatte.“.

Nun ich gebe zu, ich lag komplett falsch. Ich dachte, wir haben hier eine unvermeidliche, US-hausgemachte Rezession vor der Tür, und die Welt – abhängig vom Konsumwahn der Amerikaner – wird auch langsam aber sicher darunter leiden. Aber wie täuschte ich mich da! Nicht nur „gierige“ US-Brokerhäuser und Mortgage Lender mussten die Hosen runterlassen, selbst die gründlichen Deutschen inkl. halbstaatlicher Banken, Englische Finanzhäuser sowieso, und selbst die konservativen Eidgenossen steckten drin, mitten in der Sch… …ubprime-Krise.

Offensichtlich ist Gier und Dummheit nicht ein Privileg der Amerikaner, wie es der souveräne Europäer so gerne sieht, sondern der Schwachsinn macht auch vor keinem sonst so konservativen europäischen Banken CEO und seinen Verwaltungsratsfreunderln halt. Die Jungs haben Milliarden (Trilliarden?) an guten Euros, Pounds und Swiss Franks rübergeschickt um Schrott zu kaufen, unkontrolliert! Bravo, aber ein paar Saudis, Inder oder Chinesen werden schon zur Hilfe eilen und entwertete Anteile zu einem Schnäppchenpreis erwerben.

Während früher die Banken immer profitierten, selbst in Krisen, und immer nur die Firmen und dessen Anleger/Investoren über die Klinge springen ließen, sind sie jetzt selber mitten drin! Hat man in der New Economy noch jeden lousy Techfund verkaufen können und bei den Emissionen Millionen verdient, dachten die Banken jetzt noch mehr absahnen zu können. „Eigenes“ Geld wurde reingepumpt, weil man hatte ja die Immobilie (=Holzhütte zum Buchwert von einer Million) als „Sicherheit“.

Während es für mich außer Zweifel steht dass diese Situation weiterhin an negativer Dramatik für „das echte Leben“ und die „echte Wirtschaft“ zunehmen wird, wage ich keine Vermutung was das in Richtung Börse bedueten wird. Es gibt soviel Geld dass irgendwo angelegt werden kann und muss, und soviel Gier, Angst und Verzweiflung, dass sich diese ungeheuere Masse – ähnlich einem riesigen Fluss – irgendeine neue Richtung suchen kann und vielleicht wird: Nach der New Economy kam gleich der Real Estate Wahn, während dieser den Bach hinuntergeht treibt Spekulation „sexy“ Dinge wie Kupfer, Sojabohnen, und alles andere was irgendwo in der Erde rumkugelt oder darauf wächst in schwindelnde Höhen – hätte meine alte Dose Motoröl wohl nicht wegschmeißen sollen, vielleicht kann ich auch meine ungarische Goldfüllung im dritten Backenzahn rechts gegen eine Gallone Benzin tauschen?

Wie man sieht, gibt es immer irgendwas dass man long oder short gehen kann. Mal kurz Backtesten, wie sich so die Tulpenzwiebeln so entwickeln …
[/ZITAT]


Kommentarfunktion ist deaktiviert