„Nobel“ geht die Welt zugrunde… was uns neben der Finanzmarktkrise auch noch interessiert

„Ohne Moos nix los“ hat ja wohl ausgedient, wenn man die Entwicklungen der letzten Wochen betrachtet. Seit der Weltwirtschaftskrise im Jahre 1929 wurde noch nie so schwarz gemalt und so viel Verunsicherung und Aufregung verbreitet wie in den letzten Tagen. Was sonst gerne für Aufsehen erregt scheint in diesem Zusammenhang zu Gunsten der Weltuntergangstimmung vollkommen in Vergessenheit zu geraten: die diesjährige Nobelpreisverleihung. In diesen Tagen werden die Preisträger bekannt gegeben. Sie sind die Menschen, die sich engagiert haben um einen Fortschritt zu erreichen. Wie wäre es denn man sich mit etwas mehr Optimismus und Cleverness an denen orientiert, die ihr Talent richtig einsetzen um voranzukommen um die Menschheit weiterzubringen, anstatt sich nur über die zu beschweren, die angeblich für den Verfall der Finanzwelt zuständig sind?

Der Nobelpreis ist eine Ehrung für die Menschen, die sich in Gesellschaft und Wirtschaft besonders engagiert und haben und einen großen Teil zur Weiterentwicklung beigetragen haben. Alfred Nobel (1833-1896), ein Industrieller und Erfinder aus Schweden stiftete diesen Preis und formulierte die Regularien schriftlich in seinem Testament. Traditionell wird er seit 1901 an Nobels Todestag, dem 10.Dezember verliehen. Die Preise werden vom schwedischen König in Stockholm überreicht. Ausnahme stellt der Friedensnobelpreis dar. Für ihn ist der norwegische König in Oslo zuständig. Die Preisträger erhalten eine Goldmedaille, eine Urkunde und einen Geldbetrag, der sich seit dem Jahr 2001 auf 10 Millionen Kronen je Kategorie beläuft, was ca. 1,1 Mio. Euro entspricht. Um einen Nobelpreis erhalten zu können bedarf es einer Nominierung, die nur von bestimmten Personen vorgenommen werden darf, wie beispielsweise vorige Preisträger in der jeweiligen Kategorie, Mitglieder des jeweiligen Nobelkomitees, Professoren der jeweiligen Fachrichtungen etc. Verliehen wird der Preis in den Kategorien Medizin, Physik, Chemie, Literatur, Frieden und Wirtschaftswissenschaften.

Die Auszeichnungen 2008

Medizin


Harald zur Hausen, ein Heidelberger Tumorforscher entdeckte in den Jahren 1983/84 das humane Papillomvirus als Auslöser für den Gebärmutterhalskrebs bei Frauen. Aufgrund seines „unerschütterlichen Glaubens und beharrlicher Arbeit, um die eigene Hypothese zu beweisen“, so die Nobelpreis-Jury, wurde er nominiert und er hält den ersten Teil des diesjährigen Nobelpreises in der Kategorie Medizin.

Den anderen Teil des Preises teilen sich Françoise Barré-Sinoussi, Direktorin des Pariser Pasteur Instituts, und ihr Kollege Luc Montagnier, emeritierter Professor und Leiter der Welt-Stiftung für Aids-Forschung. Ihnen gilt die Auszeichnung für ihre Verdienste bei der Entdeckung des HI-Virus. Anfang der 80er-Jahre schafften sie es, das HIV-1-Genom zu klonen. Das diente dem Verständnis der Reproduktion des Virus und der Art, wie es mit seinem Wirt interagiert. Mit ihrer Arbeit gelang es, die Krankheit besser zu diagnostizieren und zu behandeln.

Physik


Yoichiro Nambu, Forscher an der University of Chicago und seine japanischen Kollegen Makoto Kobayashi und Toshihide Maskawa gelang es Erkenntnisse in der Teilchenphysik zu gewinnen und so wissenschaftliche Erklärungen für die Existenz des Universums zu sichern. Für diese Erkenntnisse erhalten sie den Nobelpreis in der Kategorie Physik. Nambu entwickelte ein Standardmodell der Elementarteil-Physik, das die drei Naturkräfte Kernkraft, elektromagnetische Kraft und schwache Kraft vereint. Die Schwerkraft ist im Modell nicht enthalten. Auch enthalten sind die kleinsten Bauteile der Materie. Das Modell basiert auf der Erkenntnis, dass es Asymmetrien zwischen der rechten und linken Hirnhälfte gibt. Hierfür erhält Nambu die Hälfte des Physik-Nobelpreises.
Kobayashi und Maskawa bauten auf den Erkenntnissen von Nambu auf. Sie wiesen nach, dass bereits bei den Anfängen des Universums, beim Urknall Asymmetrien zwischen Materie und Antimaterie vorhanden waren. Durch diese Asymmetrie kam es vermutlich zur Entstehung der Welt. Warum jedoch nach dem Urknall mehr Materie als Antimaterie übrig geblieben ist, konnten die Japaner nicht erklären. Ihre Erkenntnisse trugen einen großen Teil zur Erklärung der Weltentstehung bei und somit erhalten sie den zweiten Teil des diesjährigen Preises in der Kategorie Physik.

Chemie


Osamu Shimomura, ein in den USA forschender Japaner und die beiden Amerikaner Martin Chalfie und Roger Tsien entdeckten das Grün Fluoreszierende Protein (GFP). Bis heute ist dieses Protein ein wichtiges Instrument in der Biologie. Um die Entwicklung von Zellen im Körper nachvollziehen zu können, können diese mit dem Protein sichtbar gemacht werden. Biologische Prozesse, die zuvor nicht zu erkennen waren, können so sichtbar gemacht werden. Für diese Entdeckung erhalten die drei Forscher den diesjährigen Chemienobelpreis.

Literatur


Jean-Marie Gustave Le Clézio erhält den diesjährigen Literaturnobelpreis. Mit seinem eigenen Stil ergründet er Mensch und Natur in zivilationskritischen Romanen, für die er besonders bekannt ist. Bereits im Jahre 1980 erhielt er für seinen Roman „Wüste“ (Orig.: „Désert“) den „Prix Paul Morand“, den höchstdotierten französischen Literaturpreis. „Der Afrikaner“ ist der zuletzt erschienene Roman auf dem deutschen Buchmarkt. Von der Jury wird er als “ Autor des Aufbruchs, des poetischen Abenteuers und der sinnlichen Extase, Erforscher einer Menschlichkeit außerhalb und unterhalb der herrschenden Zivilisation“ bezeichnet.

Frieden


Martti Ahtisaari, finnischer Ex-Präsident und Friedensvermittler, erhält den diesjährigen Friedensnobelpreis. Er setzte sich über Jahre hinweg bei der Vermittlung in internationalen Konflikten und Kriegen ein. Er war neben anderen Einsätzen Botschafter seines Landes in Tansania und begleitete als UNO-Beauftragter den Unabhängigkeitsprozess Namibias. Als wichtigste Leistung verdankt man ihm das Ende des Bürgerkriegs im Jahre 2005 in der indonesischen Provinz Aceh. Im Kosovo-Konflikt 2006 war er wesentlich bei der Vermittlung beteiligt. Bei der Entwaffnung der IRA war er für die Überwachung im Auftrag der UNO zuständig.

Wirtschaftswissenschaften


Update 13.10.08
Der US-Ökonom Paul Robin Krugman ist diesjähriger Träger des Nobelpreises für Wirtschaftswissenschaften. Der Begründer der Neuen Ökonomischen Geographie ist Professor in Princeton und in den USA für seine Kolumnen in der New York Times sowie seinen Blog dort einem breiten Publikum bekannt geworden. Die Auszeichnung erfolgte aufgrund seiner Leistungen im Bereich Freihandel und Globalisierung.

Um noch mal an die Worte zu Beginn zurückzukommen. Die Auseinandersetzung mit der Thematik „Finanzmarktkrise“ ist wichtig und unabdingbar, sie geht uns alle etwas an. Dennoch gibt es Dinge im Leben, bei denen Geld nicht ausreicht. Es bedarf kluger Köpfe, die ihr Wissen, ihr Talent einsetzen und gekonnt umsetzen, die in der Lage sind, ein Ziel vor Augen zu haben, das der Menschheit nutzen bringen kann und so lange an diesem Ziel arbeiten, bis sie es erreicht haben. Hier ist es oft egal was es kostet. Die Finanzen werden relativ. Bei der Verleihung der Nobelpreise sind es gerade diejenigen Menschen, die ihr Können, ihre Gabe umgesetzt haben und so einen essentiellen Beitrag für die Menschheitsgeschichte geleistet haben. Es müssen nicht immer so bahnbrechende Erkenntnisse sein, die einem einen Nobelpreis bescheren – aber vielleicht sollte man sich manchmal nicht nur das Gehirn über dem geliebten Geld zermatern sondern auch mal darüber nachdenken, was die Welt wirklich in Atem hält.


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