Wie geht es in Island nach der Finanzmarktkrise weiter und was passiert mit der Kaupthing-Bank?

Nachdem Island vergangene Woche aufgrund eines drohenden Staatsbankrotts die drei großen Banken des Landes, Landsbanki, Glitnir-Bank und Kaupthing Edge, verstaatlicht hat und auch die Börse geschlossen hat, wurde heute nun das Experiment gewagt und wieder ein Handel, zumindest in Teilen ermöglicht. Offensichtlich hatte man angesichts der gestrigen Kurssprünge in Asien, Europa und den USA die Hoffnung, dass der Absturz des Leitindex OMX Iceland 15 nicht ganz so dramatisch ausfällt…das hat sich allerdings als grobe Fehleinschätzung erwiesen.

Nachdem der Index am vergangenen Mittwoch bei 3004,62 Zählern aus dem Handel gegangen war, notiert er derzeit (ohne die vom Handel ausgesetzten und mit 0 bewerteten Bankwerte) bei rund 683 Punkten. Das ist ein Verlust von 77 Prozent – ohne Worte!

Derweil bemüht sich Island weiter um Finanzhilfen von den skandinavischen Nachbarn sowie erneut von Russland. Aber auch der Internationale Währungsfonds (IWF) ist als Retter in der Not im Gespräch. Dass der IWF das kann, hat er unter anderem schon in der Argentinien-Krise oder der Asien-Krise bewiesen. Es bleibt auf jedenfall spannend, denn so nahe war ein Beinahe-Staatsbankrott noch nie!

Über die Probleme, vor denen nun die (deutschen) Kunden der Kaupthing Bank stehen, habe ich ja schon zweimal geschrieben (1, 2). Allerdings ist auch weiterhin offen, wann und wie die Betroffenen an ihr Geld kommen. Auch von Seiten der Bundesregierung kommt laut FTD keine Unterstützung für die rund 30.000 Betroffenen. Ich will jetzt nicht schwarz-malen, aber während Großbritannien recht deutlich die Initiative ergreift, bleibt man in Berlin ruhig.

Das erinnert auch ein wenig an die Geschichte der Demirbank-Aktionäre, die vor knapp 8 Jahren fast über Nacht enteignet wurden und denen staatlicherseits auch keine Hilfe zu Teil wurde. Die in der Folge gegründete Interessengemeinschaft schlägt sich wacker durch den internationalen und türkischen Prozessdschungel, bisher allerdings ohne das ein Anleger einen Pfennig wieder gesehen zu haben. Der Fall lässt sich zwar nicht direkt vergleichen, dennoch zeigt er, dass wenn sich der Staat nicht in einem solchen internationalen Konflikt hinter seine Bürger stellt, diese verloren sind. Vielleicht sollten sich die Betroffenen Kaupthing-Anleger schnellstens zusammentun und gemeinsam eine Unterstützung aus Berlin einfordern und für ihr Geld kämpfen.

Das Entschädigungsformular von der isländischen Einlagensicherung erhalten Sie hier.

Deutsches Forum für Kaupthing-Kunden

Zum Schluss noch der Hinweis auf zwei aktuelle ausführliche Artikel rund um die Krise in Island:

Helmut Steuer: Island – Zurück zum Fisch (Handelsblatt)

Kristof Magnusson: Einfaltsinsel Island (Financial Times Deutschland)


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