Fußball und Hockey oder Hockey und Fußball? Auf jeden Fall Deutschland gegen England!

Unser Kooperations- und mittlerweile auch Blogpartner Lars Brand von dg77.de ist ja mittlerweile unseren Lesern durch seine beiden Artikel Die Hessen-SPD und ihre „strategische“ Politik und Die Finanzmarktkrise aus Sicht von einem, der glaubt, davon nichts zu verstehen als politisch Interessierter und (scharf-)sinniger Blogger bekannt, als eingefleischter Fußball-Fan eines Vereines aus dem Rheinland (jaja, Ihr dürft gerne raten!) verfolgt er aber auch stets das sportliche Geschehen.

Mit spitzer Zunge berichtet er über unsere Fußball-Nationalmannschaft und das gestrige Spiel Deutschland gegen England. Viel Spaß beim Lesen!

Von Lars Brand

Deutschland gegen England

Der Klassiker kam wieder mal nach Deutschland. Diesmal allerdings als Freundschaftsspiel und mit besseren Reservespielern – zumindest fast. Denn vorweg kann genommen werden, dass das englische Potenzial in der Breite groesser zu sein scheint. Das Gesamtergebnis mit der Niederlage und dem Spielverlauf duerfte hier auch jedem gelaeufig sein, deshlab moechte ich mich heute auf die Einzelkritiken beschraenken.

Diesbezueglich aber gleich eine einzelne Kritik vorweg, Herr Peters. Da schaffen Sie es tatsaechlich innerhalb weniger Monate den Stallgeruch ihrer urspruenglichen Sportart loszuwerden und machen mit den anderen Spezialisten aus dem Projekt Hoffenheim den voruebergehenden Liebling der Schafe. Und beinahe haette man vermuten koennen, man muesse nicht vom Fussball kommen, um sich in die Materie voll und ganz eindenken zu koennen. Und dann das! Was bitte soll denn der Fussballfan von ihrem „Hockeyvorschlag“ halten? Die Komplexitaet der Sportart und vor allem des damit eng verbundenen Umfeldes ist Ihnen nicht nur fremd, es ist offensichtlich eine andere Welt.

Hockey ist eine hauptsaechlich akademisch betriebene Sportart – ohne Fans. Was diese also sehen wollen, koennen Hockeyspieler anscheinend wirklich nicht beurteilen; wenn, dann nur oberflaechlich. Dieser Vorschlag mit den fliegenden Wechseln ist beinahe das Duemmlichste, was mir bisher untergekommen ist und uebertrifft noch den Vorschlag des aktuellen Trainers von Netanja in Israel, die Torbreite zu verdoppeln, um mehr Tore fallen zu lassen.

Zum einen wuerde das Spiel hierdurch nicht schneller, eher fahriger, da die Eingespieltheit und die Laufwege der Einzelspieler (mit ihrer individuellen Veranlagung wohlgemerkt) eine wesentliche Rolle spielen beim Fussball. Wenn ich 10 Modellathleten haben moechte, die wie Maschinen ihre Laufwege bearbeiten und auch gegen Eishockeyspieler austauschbar waeren: Bitteschoen. Das ist dann aber kein Fussball mehr, das ist dann Hockey, Herr Peters. Und das Argument mit den Ligen der USA moechten sie hier nicht wirklich anbringen, oder? Wir sollen uns ein Beispiel nehmen an den Amateurligen der USA? Weshalb ist und bleibt das denn ein fussballerisches Entwicklungsland? Und weshalb sind das selbst dort noch die Amateure? Weil die keinen Ball treten koennen vielleicht? Und mit Ausnahme der Athletik sonst nichts auf den Platz bringen? Danke, Herr Peters. Sie koennen sich wieder setzen – zu den Hinterbaenklern der Randsportarten.

Ganz zu schweigen von Taktik. Fussball lebt davon, dass eine Mannschaft (oder gar ein Einzelspieler) die Zeit zum Wechseln „nutzt“. Ein taktischer Wechsel, ein Wechsel, um dem Spieler nach dem vierten Tor den verdienten Applaus zu goennen z.B.. Das ist der einen Mannschaft Leid und der anderen Freud, und in jedem Spiel wechseln die Rollen. Das ist Fussball. Ein Spiel mit 10 Modellathleten ueber 90 Minuten im Dauerstress – das will doch keiner sehen?!? Dann steh ich auch zwischendurch auf und geh Popcorn holen, weil es eh nix mehr zu pfeifen gibt, Herr Peters? Das will doch keiner sehen! Ich gehe doch nicht ins Stadion, weil ich perfekte Laufwege und viele Tore sehen will, sondern weil ich meinen Verein liebe und jede Niederlage beweine. Was Sie vorschlagen, waere das Projekt Hoffenheim der ganzen Liga ueberzustuelpen. Damit waere nicht nur Hoffenheim aussen vor, sondern der Fussball auch seiner Seele (seiner Fans) beraubt. Englische Verhaeltnisse koennen nicht das Ziel sein, Herr Hockeytrainer. Setzen, 6!

Nun aber zurueck zum Laenderspiel gestern Abend.

René Adler erwischte eine unglueckliche Halbzeit. Ein Fehler, der gleich bestraft wurde – wie so oft beim Fussball. Tim Wiese war beim Gegentor machtlos und verhinderte zwei- bis dreimal mit absoluten Weltklasseparaden einen hoeheren Rueckstand. Ein Gewinner und Festiger seiner Position, wenn auch Adler die Nummer eins bleiben wird.

Per Mertesacker spielte. Und da er als Innenverteidiger nicht in Erscheinung trat, hat er seinen Job offensichtlich solide gemacht, ohne Glanz und Gloria, einfach abgeraeumt ohne bemerkenswerte Fehler.

Heiko Westermann war die grosse Ueberraschung der Saison. Auch gestern stark und engagiert, allerdings hier und da mit Konzentrationsschwaechen. So auch beim zweiten Gegentor, als er nicht mehr mit Terry im Hinterkopf rechnete und den Ball bereits ins Aus dachte – zu frueh die Hand gehoben, Heiko.

Arne Friedrich. Arne…aus Berlin. Jep….hmm….was soll ich sagen? Hat er gespielt? Ja. Blass. Logisch. Er heisst Arne und spielt fuer Hertha. Hinten dicht und vorne nix. Das war wieder mal die Nutella-Connection in persona Arne Friedrich. Da fehlt einfach was…

Marvin Comppers
Berufung war schon beinahe der Witz des Jahres. Herr Zwanziger Junior leistet wirklich gute arbeit bei Herrn Hopp, und sein Vater bei Herrn Loew – oder war alles umgekehrt? Ich weiss es nicht mehr. In jedem Fall stellte Compper unter Beweis, dass wir andere einbuergern muessen um Alternativen zu bekommen. Defensiv mit Stellungsfehlern und teilweise haarstraeubende Abspielfehler in der Eroeffnung – das duerfte es gewesen sein. Waere er in Lachbach geblieben und haette dreimal Bundesliga gespielt, haette jeder gewusst: der is nix. Spielt man aber beim Herrn Hopp macht das wohl die Brille rosa…Danke, Marvin. Raus, zurueck ins Dorf. Vielleicht wird in der Nutella-Connection bald ein Platz frei? Nutella-Marvin waer der richtige Nachfolger fuer Kevin…

Jermain Jones war wieder mal zu gut fuer die Reserve und zu schlecht fuers A-Team. Immer motiviert und engagiert aber man kann es nicht mehr gluecklos nennen. Keine Kreativitaet und allein als Wadenbeisser ohne Spieleroeffnung zu wenig. Dazu starke Laufwegprobleme mit Simon Rolfes – oft stand der dem Simon statt seinem Gegenspieler auf den Fuessen rum…Hoffentlich letzter Versuch, tschuess, Jermain.

Simon Rolfes hatte gestern drei Probleme. Zum einen sich selbst – er wirkte muede. Dann Jermain Jones, der seine eigene taktische Aufgabe mit der von Simon Rolfes verwechselte und dann kam da noch die Last der alleinigen Verantwortung im zentralen Mittelfeld, Ordnung ins Spiel zu bringen, wo die Fahrigkeit regierte. (Noch) zu viel fuer Simon, der wenigstens defensiv einigermassen stand. Zur Zeit besser als Frings (was auch nicht so schwer ist), ansonsten aber eine Alternative.

Bastian Schweinsteiger war auf Aussen aus dem Spiel und wirkte fahrig. Halbzeit eins ohne Offensivqualitaet, im Zentrum in Halbzeit zwei sehr bemueht sich selbst zu finden und etwas ruhiger. Seine Qualitaeten sind bekannt.

Piotr Trochwoski. Sein schlechtestes Spiel als Adler. Verloren auf links aussen und wirkungslos. Musste zu oft dem ueberforderten Compper hinten aushelfen und sah dann von Rolfes und Jones keinen Ball auf dem Fluegel. Kein schoener Abend fuer ihn.

Miroslav Klose war Kapitaen. Und das war auch die einzige Grossaufnahme waehrend des gesamten Spiels. Blass, ohne Biss und vor allem ohne Torgefahr. Seine Zeit scheint tatsaechlich vorbei.

Mario Gomez war wieder schlecht. Und wenn ihr mich fragt: Im Adlerdress wird der nix mehr. Nicht nur, dass er sich rein aeusserlich immer mehr dem Nutella-Kevin annaehert: Gleiche Jugendschule, gleiche Position, gleiche Spielart und einfach nur gleich: Auch zur Nutella-Connection als Nutella-Mario; und damit hoffentlich langfristig die Ansprueche auf einen Stammplatz verloren.

Marko Marin kam, sah und spielte. War zwar vollkommen bindungslos zur (Rest-)Mannschaft aber dribbelte sich durch und rackerte. Kein Glanzlicht aber ein Hoffnungsschimmer. Auch wenn ich persoenlich nicht an die grosse Zukunft glaube, kann aus ihm ein zweimaliger Joker wie Odonkor werden, der nach dem Turnier wieder abtaucht.

Patrick Helmes kam, sah und traf zum ersten Mal als Adler. Wie immer bemueht, lauffreudig und torgefaehrlich. Beidfuessig und jederzeit schussbereit vernaschte er Terry und Carson und untermauerte seinen derzeitigen Anspruch auf mehr als die Nummer hinter Nutella-Mario.

Marcel Schaefer kam spaet und wirkte dennoch belebend hinten links. Nach Comppers Abgang stand links sicher und es entwickelte sich tatsaechlich noch Offensivspiel auf der Aussenbahn. Zu kurzer Test fuer ein Fazit.

Lukas Podolski. Ohne Bindung zum Spiel und ohne Chance. Versuchte ein wenig, wirkte aber wie im luftleeren Raum – anscheinend uebertraegt sich mittlerweile die Gesamtsituation auch auf die Adler-Elf.

Serdar Tasci
kam als Innenverteidiger und stand ordentlich in den letzten 20 Minuten. Nach vorne kam nichts, nicht mal ein Pass zur Spieleroeffnung. Insgesamt schwach.


Kommentarfunktion ist deaktiviert