Einige Gedanken zu Opel… und was will SolarWorld mit Autofabriken?

Die Berichte zur General Motors-Tochter Opel überschlagen sich derzeit ja mal wieder… Nach den milliardenschweren Bürgschaftsforderungen wurden zwischenzeitlich sogar Forderungen nach einer Verstaatlichung des Autobauers laut. Und heute machte nun SolarWorld mit der Ankündigung von Übernahmeangeboten für deutsche Opel-Standorte von sich Reden.

Doch der Reihe nach: Angefangen hat das ganze Schlamassel mit den steigenden Ölpreisen und der Vorliebe in den USA für spritschluckende Autos. Bereits seit vielen Jahren stauen sich die Probleme der drei großen Autobauer GM, Ford und Chrysler nun auf. Vor allem deswegen hat sich Daimler auch wieder von Chrysler getrennt. Durch die anhaltende Absatzschwäche kamen die wenig effizient arbeitenden US-Konzerne immer mehr in finanzielle Schwierigkeiten. Was auch dazu führte, dass kaum neue, spritsparende Autos entwickelt werden konnten.

Durch die Finanzmarktkrise hat sich nun auch bei den Autobauern sehr negativ ausgewirkt. Neben dem rezessionsbedingten Absatzrückgang geriet nun auch die Finanzierung in größere Schwierigkeiten. Und hierdurch schwappte auch die US-Krise nach Deutschland. Hinzu kommt, dass Opel ohnehin seit Jahren versucht sich gegen erfolgreiche Massenhersteller wie VW, Renault oder Toyota auf der einen Seite und hochpreisigen Autobauern wie Audi, BMW oder Mercedes auf der anderen Seite zu positionieren. Das gelang allerdings nur bedingt. Teure Werbekampagnen konnten den einst guten Ruf von Opel nicht wiederherstellen. Wozu sicherlich auch die ständig wechselnden Manager an der Opel-Spitze beigetragen haben, die eher die US-Sichtweise auf Deutschland übertrugen, als auf den deutschen Markt mit eigenen Akzenten zu reagieren.

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Nun ist es ja auch nicht so, dass Opel einfach ein Teil wäre, der einfach so aus dem GM-Verbund herausgelöst werden könnte. Opel-Modelle werden weltweit gebaut und unter den verschiedensten Markennamen weltweit vertrieben und insofern ist eine deutsche Opel schlicht inexistent. Lediglich die 4 Werke in Rüsselsheim, Kaiserslautern, Bochum und Eisenach sind neben dem Entwicklungszentrum Bestandteil von Opel. Der Rest wird unter dem Titel GM Europe geführt. Ein „Rettung“ muss also primär von der US-Mutter ausgehen. Ob da am Ende einige deutsche Staatsbürgschaften wirklich nötig sind, stelle ich mal in Frage.

Eine Sanierung von GM wird sicher nicht ohne drastische Einschnitte gehen. Ob es dazu dem beliebten Chapter 11 „Gläubigerschutz“ bedarf, wird man sehen. Viele US-Fluggesellschaften haben sich in den vergangen Jahren so erfolgreich saniert. Sollte es zu diesem Schritt kommen, muss natürlich auch GM Europe und damit auch Opel in die Sanierung miteinbezogen werden. Die europäischen Erfahrungen beim Bau verbrauchsarmer Autos sollten dabei sicher für gute Effekte sorgen. Ob es dazu am Ende für alle Opel-Beschäftigen so weiter gehen kann wie bisher, kann ich nicht abschätzen, aber die größten Probleme liegen in den USA bei der Konzernmutter. Sollte der Weg ohne Chapter 11 gegangen werden, wird sich der amerikanische Staat bestimmt mit der ein oder anderen Milliarde beteiligen. Angesichts der sechsstelligen Beschäftigtenzahl wird das sicher auch von vielen als gerechtfertigt angesehen, wobei zu bemerken ist, dass das Unternehmen seit Jahren versucht sich zu sanieren. Und wieso sollte das ausgerechnet in einer Rezession klappen…

Ganz im Gegensatz dazu steht der Plan von SolarWorld Opel aus GM herauszulösen und zum „ersten ‚grünen‘ europäischen Autokonzern“ weiterzuentwickeln. Besonders die hohen finanziellen Anforderungen, SolarWorld will GM 1 Mrd. Euro zahlen und zugleich eine Kompensationszahlung von 40.000 Euro pro deutschem Arbeitsplatz (insgesamt 1 Mrd. Euro), dürften gegen diesen Plan sprechen.
SolarWorld selbst erklärt seinen Plan in der ad-hoc-Mitteilung wie folgt:

An den vier deutschen Opel-Standorten soll nach Vorstellung der SolarWorld AG künftig neben der nachhaltigen Weiterentwicklung der erfolgreichen Baureihen eine neue Fahrzeuggeneration mit energieeffizienten und emissionsarmen Antrieben produziert werden. Das europäische Entwicklungszentrum in Rüsselsheim arbeitet bereits an Lösungen für zukunftsfähige Elektrofahrzeuge wie dem ‚Volt‘. Mit dem Umbau der Produktpalette würde der traditionsreiche deutsche Autobauer künftig insbesondere Elektro- und Hybridfahrzeuge und Typen neuester Technologie wie extended-range Elektrofahrzeuge anbieten, die Elektro- und Verbrennungsmotor hocheffizient kombinieren.

Wenn sich SolarWorld wirklich mit dem Thema Elektroantriebe etc. auseinandersetzen will, sollte man sich vielleicht eher einen erfolgreicheren Automobilpartner wie bspw. Daimler mit seinem Elektro-Smart suchen. Aber die Zeit wird zeigen, ob sich der Plan durchsetzen lässt. Ich bin da jedenfalls skeptisch.


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