Warum WKW das Rennen um das "Volksnetz" gewinnen wird…

Gestern kamen wieder einmal die neuesten IVW-Zahlen. Besonders die jüngsten Zahlen zu den Social Communities Wer-kennt-wen (WKW) und StudiVZ bzw. MeinVZ waren gefragtes Bloggerfutter.

Nun ist es so dass der RTL-Ableger WKW bei den Page Impressions erstmals vor dem Holtzbrinck-Geschöpf studiVZ liegt. Bei den Besucherzahlen hat weiter StudiVZ die Nase vorn. Die direkte WKW-Konkurrenz meinVZ dagegen liegt weiter unter ferner liefen. Wer sich für eine detailierte Zahlenauswertung interessiert, sei an Robert Basic verwiesen. Auch bei off the record oder deutsche-startups.de findet man eine ausführliche Auswertung. Allerdings hält man sich mit Prognosen zurück, da die Frage der Monetarisierung immer noch ungeklärt ist. Ich bin aber mittlerweile dennoch überzeugt, dass der Sieger schon feststeht: WKW.

Ich will das ganze natürlich auch gerne begründen, denn ich war lange Zeit gegenüber WKW eher negativ eingestellt. So eine 180-Grad-Drehung kommt ja nicht von ungefähr. Die Seite erschien mir lange Zeit schlicht zu „billig“ gemacht, da waren mir die Spielereien bei studiVZ oder facebook lieber…

Design

Tja aber genau dieses „billige“ Aussehen bzw. das einfach gehaltene Design hat sich meiner Meinung nach nun zum Wettbewerbsvorteil gewandelt. Technikbegeisterte oder zumindest internet-affine Benutzer sind im Zweifel auf so gut wie allen Social Networks zu finden, den Knackpunkt stellen die Menschen dar, die eher selten am PC sitzen. Da muss eine Website übersichtlich aussehen und leicht zu bedienen sein. StudiVZ bzw. MeinVZ sind in diesem Punkt zu bunt, zu komplex und eher für den fortgeschrittenen User.

Bedienung

Generell steht also die einfache Bedienung im Vordergrund. Ob das ein deutsches Phänomen weiß ich nicht, aber ein Großteil der Nutzer wollen einfache Handhabung, man will sich suchen, finden und schreiben. Vielleicht noch Bilder austauschen. Eine kleine Mail hier. Schon ein „Event“ ist für viele Nutzer zu viel. Aber das ist ja auch nicht nötig. Das Volksnetz soll ja einfach sein, jeder soll sich zu recht finden können. Denn nur wenn jeder sich dort rasch zurecht findet, wird WKW alle Nutzerschichten nachhaltig ansprechen. Und auch an dieser Stelle können die VZler nicht überzeugen. Schon allein die regelmäßigen Sicherheitsabfragen mit verzerrten Buchstaben, bringen manch einen zur Verzweiflung und schrecken vor der weiteren Nutzung ab. Und wer richtig komplexe Bedienung haben will geht eh zu facebook. Das kann auch die jüngst eingeführte Chat-Funktion nicht wettmachen.

Relevanz

Wichtig für den Erfolg ist die tiefe Verwurzelung in allen Bevölkerungsteilen und genau die sehe ich derzeit in Teilen Deutschlands schon gegeben. Personen, denen ich noch nicht mal den Besitz eines PCs zugetraut habe, tauchen plötzlich bei WKW auf. Alte Schulklassen bilden sich in Gruppen. Oder ganze Dörfer finden sich plötzlich bei WKW wieder. Da werden Anekdoten aufgewärmt, von Leuten, die eigentlich schon längst in die große weite Welt entflohen sind, bei WKW aber immernoch ihrem Dorf anhängen. Die Relevanz geht sogar soweit, dass WKW in die reale Kommunikation ausstrahlt. Am Wochenende haben sich auf dem Weihnachtsmarkt drei ältere Herren Ende 40 am Glühweinstand nebenan über WKW unterhalten und geschwärmt wen sie da schon alles wiedergefunden haben… Und genau das ist der Knackpunkt: Wenn solche Leute schon von den Vorzügen überzeugt sind, dann geht das ganze seinen Weg. Zwar langsam, aber beharrlich. Bei der ersten Einladung fehlt es noch an Überzeugung, aber spätestens bei der vierten oder fünften Einladung wird jeder neugierig. WKW wird zum Must-Have. StudiVZ dagegen ist nur bei Studenten Pflicht, wenngleich die die Nutzung für das eigentliche Studieren nur zurückhaltend eingesetzt wird. Schüler wachsen mit irgendeinem Verzeichnis auf und werden sich irgendwann eh auf das Netz konzentrieren, wo die meisten Offline-Menschen sind, und das ist – so sie nicht studieren – WKW. meinVZ dagegen schreckt seit jeher durch seine o.g. komplexe Benutzung ab. Zudem ist der Name „wer kennt wen“ grundsätzlich deutlich positiver besetzt als meinVZ.

Monetarisierung

Wenn WKW seine Bekanntheit immer weiter ausbaut, hat Deutschland eine Marke mehr. Und zwar ein fast universel einsetzbare Marke. Da ist dann vom Handy, über das Auto bis hin zur Nahrungs- und Genußmitteln, aber auch Dienstleistungen alles möglich. Bis der Bekanntheitsgrad erreicht ist, sollte RTL noch ausharren können. Lange kann es nicht mehr dauern. Die bisherigen Versuche, Social Networks direkt zu monetarisieren, sind doch eher weniger erfolgreich. Angefangen von brand4friends bei studiVZ bis hin zu Triphunter bei WKW. Zwar alles gute Ideen, aber vom Volumen her nicht ausreichend! Da braucht es dann schon mehr Einkaufspower und die gibt es derzeit nur im realen Leben.

Fazit

WKW schafft die Durchdringung in allen Bevölkerungsschichten. Die regionalen Ausbreitung dauert, funktioniert aber. Von Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Hessen geht es weiter Wellenartig nach Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Einzelne Inseln in den anderen Bundesländern breiten sich ebenfalls Stück für Stück, aber das braucht einfach Zeit. StudiVZ wird bei Studenten weiterhin relevant sein, evtl. wird durch eine Fusion auch facebook hierzulande weiter verbreitet. Ausschlaggebend ist hierfür die internationale Verwendung und Einsetzbarkeit. Ob das aber für eine nennenswert weitere Verbreitung in Deutschland reicht, wage ich jetzt mal zu bezweifeln.


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