SPIEGELblog und die Uhren im ZEIT MAGAZIN

Ich musste gerade etwas über den Beitrag „ZEIT MAGAZIN: Luxusuhren seitenlang anpreisen und gleichzeitig für sie werben“ beim SPIEGELblog schmunzeln. Es geht dabei um das ZEIT MAGAZIN Nr. 14 vom 26.3.09. Es wird mokiert, dass zuerst mehrere Seiten über Luxusuhren und einen Härtetest mit Kleinkindern bilderreich berichtet wird, dass dann ein Beitrag über Taucheruhren in der Rubrik „Stil“ (i.Ü. vom selben Autor) geschrieben wird und daneben eine Breitling-Uhr im Wasserglas gezeigt wird. Als Krönung des Ganzen wird dann die Breitling-Werbung (für eine andere Uhr übrigens) auf der Rückseite des Magazins genannt. Schlußsatz des SPIEGELblog-Artikels ist dann: „So unwiderstehlich süß kann Werbung, ähh Journalismus für Luxusgüter sein…“

Man könnte jetzt einfach zum Tagesgeschehen übergehen und sagen „Ok, doofer Artikel“ Aber nein, ein Blick auf die Seite des SPIEGELblog bringt Erleuchtung. Der Kommentator Orwell 1984 bringt es auf den Punkt:

Guter Artikel zu einem Problem, das sich in fast allen Zeitungen und Zeitschriften wiederfindet. So isses halt, keiner kann sich offenbar ganz der Kopplung von redaktionellem Inhalt und Anzeigen entziehen. Nicht mal Spiegelblog. Witzig, dass auf der Seite hier rechts neben dem kritischen Artikel gleich eine Uhren-Bildanzeige plaziert wurde und darunter “Google-Anzeigen” dreimal auf Breitling-Händler verweist. Willkommen im Club!

Oups, erwischt. Tja und wie reagiert SPIEGELblog? So:

… guter Hinweis. Die Unterschiede sind nur, wie wir meinen, dass wir im Gegensatz zum ZEIT MAGAZIN (siehe http://www.iqm.de/medien/magazine/zeitmagazin/media/preise.html#mc) keine 20.000 € pro Anzeige bzw. überhaupt für die Google-Anzeigen bekommen – und dass wir v.a. die Dinge, die Google rechts in der Leiste platziert, nicht zum Traum, der verwirklicht werden muss, hochstilisieren.

Das Miteinanader von Anzeigen und redaktionellem Teil ist gängig in unserer Medienlandschaft und daher immer eine heikle Angelegenheit. Verwirft man also das ganze System? Wenn ja, wie? Und wenn nein, wie geht man mit ihm um?

Ist das jetzt der Neid, dass man nur so wenig Geld mit Werbung verdient? Oder ist man neidisch, dass man diese Uhr nicht besitzt? In besagtem ZEIT MAGAZIN findet man übrigens noch eine Werbung des Breitling-Konkurrenten Hublot. Und – oh Wunder – auf der Rückseite des ZEIT MAGAZINs Nr. 13 ist auch eine Werbung für Luxusuhren zu finden. Allerdings wieder für Hublot. Und ganz verdächtig sollte einen die Patek Phillipe-Werbung rechts und links des DIE ZEIT-Schriftzugs auf dem Titel der Zeitung machen. DIE ZEIT macht aber viel Werbung für Luxusuhren. Uiiiii. Ich denke ZEIT-Leser stehen jetzt nicht im Verdacht, dass ihnen durch Texte und Werbung eingeredet werden muss, dass eine Luxusuhr ein „Traum, der verwirklicht werden muss“ wäre. Hochwertige Chronometer waren und sind bei den meisten ZEIT-Lesern sicher schon immer ein Stück Lebensgefühl. Man kann das blöd finden, albern oder unvernünftig. Aber so ist die Welt, pardon DIE ZEIT nunmal. Um jetzt nochmal auf das Nebeneinander von Werbung und redaktionellen Inhalten zu kommen: Zeitungen oder Magazin kommen nunmal nicht ohne Werbung aus. Es sei denn ihr Preis steigt in astronomische Höhen. Also wird es immer einen gewissen Interessenkonflikt geben. Aber die Werbung soll ja schließlich auch ankommen. So werben Autohersteller in Autozeitschriften, Windelhersteller in Babymagazinen, Klingeltonanbieter in Jugendzeitschriften und eben Luxusuhrenhersteller im Besserverdienenden-Magazin. So what?

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