Die Braut, die sich traut oder der schönste Tag im Leben (Teil 4)

Der Brautstrauß…

Zu einer Trauung gehören hierzulande in den meisten Fällen zwei Trauungszeremonien: die standesamtliche Trauung und die kirchliche Trauung. Letztere muss nicht durchgeführt werden. Die standesamtliche ist jedoch unumgänglich. In unseren Hochzeitsplanungen haben wir beschlossen, die standesamtliche Trauung bereits früher abzuarbeiten um dann, für die kirchliche Feier Ruhe und Zeit zu haben.

Nun gut. Wir dachten uns, eigentlich reicht es ja, eine kleine Feier zu machen ohne großes Tamtam. Sprich: es gibt kein Brautkleid, keinen Anzug, keine Ringe, keine Kutsche und, was vor allem meiner Wenigkeit sehr wichtig war: Keinen Brautstrauß! An dieser Stelle habe ich leider wieder die Rechnung ohne meine Mutter gemacht. „Eine Braut ohne Brautstrauß? Wo gibt’s denn so was? Das kannste nicht machen!“ Ich habe das Thema lange Zeit einfach ignoriert. Nachdem das Bitteln und Betteln jedoch immer größer wurde gab ich nach und entschied mich doch für einen Strauß, dann sind alle glücklich und ich habe meine Ruhe. Damit war die Problematik erstmal gelöst.

Dann jedoch meinte eines Tages meine Mutter, dass ich mit meinem Kleid unbedingt mit ihr zum Floristen gehen müsste um Blumen auszusuchen und den passenden Brautstrauß zu bestellen. Dieser Act war mir schon wieder eine Nummer zu groß. Ich bat dann meine Mutter darum, sich einfach darum zu kümmern, der Strauß würde schon recht sein. Aber, nein, das geht natürlich nicht, die Braut muss schon dabei sein, bei der Brautstraußauswahl. Kurzerhand meinte, ich, dass ich meinen Brautstrauß selbst binde und dann ist alles so, wie wir es wollen. Ein selbstgebundener Brautstrauß? Ohne meine Mutter! Ich ergab mich letztenendes und ging mit meiner Mutter zum Floristen. Das durfte natürlich nicht irgendein Florist sein, nein es musste „der erste Blumenladen am Platz sein“.

Gut – eines Tages gingen wir beim Wunschblumenladen meiner Mutter vorbei. Wir wurden von einem netten Herrn mit buntem Stoffhemd, Goldschmuck und Zierschnurrbad begrüßt. Er schlug uns verschiedene Möglichkeiten vor. Unter anderem was hängendes, was mit Kaffeebohnen drin, was mit Glitzer, braune Rosen, etc. vor. Peinlich berührt fragte ich einfach: „Kann man nicht einfach einen normalen Strauß mit weißen Rosen binden?“ Natürlich geht das. Aber was sind weiße Rosen? Sollen sie weiß sein oder creme oder champagnerfarben? Weil das ist, laut Florist, ein gewaltiger Unterschied, es muss ja auch zum Outfit passen. Ich erklärte ihm, dass es sich um ein cremefarbenes Sommerkleid mit grünen und brauen Blumen handelt. Also entschieden wir uns für cremefarbene Rosen, dazu noch etwas grün und fertig. Aber nein! Meiner Mutter reichte das natürlich nicht. Auf ihren Wunsch sollte nun noch ein dunkelbraunes Band eingearbeitet werden, das über den Strauß hinaus hängt. Man verständigte sich dann auf 40 Euro. Ich hatte mir nie Gedanken über den Preis gemacht, aber von 40 Euro bin ich nicht ausgegangen. Heimlich rechnete ich mir aus, was man alles davon hätte kaufen können.

Dann kam der Tag der standesamtlichen Trauung. Meine Mutter wollte den Strauß unbedingt morgens abholen und ihn vor der Trauung noch zu uns nach Hause bringen. In Anbetracht der Schönheit des Straußes bin ich ihr im Nachhinein äußerst dankbar, dass sie ihn mir nicht ins Standesamt mitgebracht hatte. Ich öffnete die Tür und meine Mutter stand vor mir mit einem Strauß, den ein spezielles Geschäft für Weihnachtsdekorationen nicht besser hätte binden können. Er bestand aus apriko-farbenen Rosen, hell-braunen Schleifen, Milliarden Bändern, die herabhingen und zwischen den Rosen war grünes Gestrüpp, das wie Tannenzweige aussah. Dieser Strauß war einfach der hässlichste Strauß, den ich in meinem Leben bisher gesehen hatte. Ich hätte platzen können vor Wut, weil ich das alles so unnötig fand und weil der Strauß in keinster Weise zu meinem Kleid passte. Zum Glück waren meine Mutter und ich uns in diesem Zusammenhang einig.

Ich beschloss keinen Strauß zu nehmen. Aber nein – nicht mit meiner Mutter. Sie stapfte noch mal los und besorgte mir in dem Blumenladen, bei dem sie der Meinung war, dass man da auf keinen Fall Blumenschmuck für eine Hochzeit kaufen könnte den perfekten Strauß. Er sah genauso aus, wie ich es mir gedacht hatte. Und er kostete ganze 18 Euro. Der Tag war gerettet.

Der andere Brautstrauß? Meiner verstorbenen polnischen Oma hätte der Strauß so sehr gefallen, sie hätte ihn „winderschän“ gefunden und deshalb zierte er ab diesem Tag ihr Grab.


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