Wieso eigentlich immer "Zwischen den Jahren…"???

Neulich traf ich eine alte Freundin in der Stadt. Wir plauderten ein wenig und beschlossen, dass wir unbedingt einen Kaffee trinken gehen müssten. Aufgrund von Zeitmangel beschlossen wir unser Treffen zu verschieben. Sie meinte „lass uns das zwischen den Jahren machen…“

Diese Redewendung hört man momentan häufiger. Ich kann jedoch nicht so genau nachvollziehen was eigentlich zwischen den Jahren ist oder sein sollte. Es gibt doch da gar kein dazwischen. Kann man zwischen dem 31.12.2008 und dem 1.1.2009 irgendwie in eine Ritze fallen oder so? 2009 beginnt doch unmittelbar um 00:00 Uhr und 2008 endet doch Punkt 24:00 Uhr. Die Vorstellung eines Zwischenraums eines „dazwischen“ kann ich nicht wirklich sehen. Sie ist so schwer greifbar, wie die Vorstellung, dass das Weltall unendlich ist. Ich kann nur in Räumen denken, so wie ich nur in Zeiteinheiten denken kann. Also bleibt ist für mich schwer vorstellbar was zwischen den Jahren sein soll.

Üblicherweise beschreibt das „zwischen den Jahren“ den Zeitraum vom 27.Dezember bis zum 1.Januar des Folgejahres. Zurückverfolgen lässt sich die Entstehung der Redewendung bis ins späte Mittelalter. Bis dahin nutzte man den Julianischen Kalender, der von Julius Cäsar erstellt wurde. Dieser jedoch verlor nach und nach seine Gültigkeit, wie die Wissenschaftler zur damaligen Zeit herausfanden.

Denn der Kalender schlich immer elf Minuten hinter dem Sonnenlauf her. Da der Sonnenlauf kontinuierlich immer weiter ging, der Kalender jedoch immer hinterherhinkte, rückte der Frühlingsanfang auch immer weiter nach vorne. Was zum Resultat gehabt hätte, dass die christlichen Feste nicht mehr zu den richtigen Jahreszeiten hätten gefeiert werden können. Es war also von Nöten, einen Kalender zu konstruieren, der sich immer an den aktuellen Sonnen- und Monddaten orientiert. Dies gelang mit dem gregorianischen Kalender, der 1582 von Papst Gregor VIII. eingeführt wurde. Für die evangelischen Christen war es lange Zeit schwierig den neuen Kalender zu akzeptierten, weil sie ihn schlichtweg als „papistisch“ ablehnten. Was zur Folge hatte, dass lange Jahre zwei Kalender genutzt wurden. Bei den evangelischen Christen war es der Julianische Kalender und bei den katholischen Christen der Gregorianische. Dies hatte zum Ergebnis, das lange Zeit Neujahr an unterschiedlichen Tagen im Zeitraum zwischen dem 27.12. und dem 6.1. des Folgejahres gefeiert wurde. Man lebte quasi zwischen zwei unterschiedlichen Jahren. Zwischen den Jahren des Julianischen und Gregorianischen Kalenders. Erst Jahre später legte Papst Innozenz XII. fest, dass Silvester der letzte Tag des Jahres sein sollte.

Heute gibt es bekanntermaßen diese Probleme nicht mehr. Der Gregorianische Kalender hat sich durchgesetzt. Dennoch hängen wir unbemerkt an einer alten überlieferten Misere fest, die im Grunde genommen eine Frage des Glaubens ist.

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