Vorweihnachtliche Gedanken…

…gibt unser Kooperationspartner Lars Brand von dg77.de zum Besten. Wie immer ein sehr (scharf-)sinnig geschriebener Artikel über das Leben – also praktisch wie gemacht für unseren Blog.

Viel Spaß beim Lesen!

Von Lars Brand

Wenn Ihr dg77 fragt,…

Die Weihnachtszeit war ja bekanntlich noch nie die meine. All dieser geheuchelte Spendendrang und Brot fuer die Welt, waehrend man eifrig dabei ist, das Finanzamt zu bescheissen. Die persoenlichen Zerwuerfnisse der letzten Jahre und vor allem die aufgezeigten absoluten Endlichkeiten aller Saeulen und alles Seins zwingen mich weder in die Arme der Kirche, noch dazu, jetzt nochmal jedermann an meiner eigenen Behaglichkeit saugen zu lassen. Nein, wirklich nicht.

Um mich herum bleibt alles erhalten und doch wieder nicht. Die Personen, die mir am Herzen sind habens schwer, einige andere berappeln sich gerade wieder. Ich tue, was ich kann, doch bin ich weder „Schicksals-Beinflusser“ noch Wendemanoever – mein bisschen Lebenserfahrung ist alles, was ich meinen Freunden und mir mit auf den Weg geben kann. In den finanziellen Abgrund scheint gluecklicherweise noch keiner zu blicken – die Noete beschraenken sich auf das Seelenheil.

Und genau da ist der springende Punkt. Was am Ende eines Tages (vom Leben einmal voellig zu schweigen!) bleibt ist der Abend, an dem man sich klar darueber sein sollte, sein Leben so gelebt zu haben, wie es in der jeweiligen Situation richtig war. Dazu gehoeren unangenehme Wahrheiten ebenso wie ausgelassene Feiern. Finanzen nimmt man nicht mit, das Erbe wird verprasst und dienlich allein sollten Erinnerungen sein, wenn Freunde, Kinder oder sonstwer einmal sagen wird, dass er im entsprechenden Jahr noch nicht am Grab des Freundes war, den er als Mensch geschaetzt hatte. Man muss das nicht tun, aber allein die Erinnerung sollte in den Erzaehlungen weiterleben koennen.

Ergo: Lebt! Lebt euer Leben nach euren Grundsaetzen! Damit ist nicht gemeint, dass ihr nicht an morgen denken solltet, doch euer Leben ist heute. Ihr sollt auch nicht verschwenderisch sein mit euch oder euren Ressourcen, aber das Konto macht nur den Erben gluecklicher. Behandelt euch ehrlich, geht euren Weg. Steht morgens auf und begruesst euch selbst. Es gibt nichts, was einem das Gefuehl von Selbstwert nimmt, wenn man die eigenen Wahrheiten lebt.

Wie eine Sonntagspredigt, oder? Nicht, dass ich in den letzten Jahren einen Gottesdienst besucht haette, doch waren diese pathetischen Worte wohl eher die eines Pfarrers – glaube ich. Merkwuerdig, sowas aus meinem Mund…?
Der von vielen verehrte Liebe Gott und ich trafen vor langer zeit eine Vereinbarung um unser Leben besser gestalten zu koennen. Mit einem Zitat formuliert laesst es sich runterbrechen: „Ich gehe nicht in sein Haus und er kommt nicht in meins!“ Ich denke, wir leben beide ganz gut damit. Sollte es ihn tatsaechlich geben – was mir Jacke wie Hose ist – dann wird er sehen, dass man ehrlich und aufrecht gehen kann, ohne an Weihnachten zu glauben, der Kirche zu verfallen oder jemanden mit seinem Glaubenszeichen heimzusuchen. Echt ehrlich, genau genommen spielt seine Existenz keine Rolle.

Abschliessend bleibt fuer mich heute zu sagen, dass ich immer dann, wenn ich dachte, alles liefe in geregelten Bahnen ab (meine Guete, wie spiessbuergerlich klingt das denn…), mein eigenes Ich die Zweifel aufkommen liess. Und das ist letzten Endes auch gut so. Stillstand ist der Tod! Und dass alles in Bewegung bleibt, das weiss ich schon laenger und zwar unabhaengig davon, ob mich mit mitdrehe. Also bleiben zwei Moeglichkeiten, die in ihrer Endgueltigkeit als Lebensweisheit und (um es fuer euch Christen zu formulieren) Weihnachtsbotschaft unumgaenlich sind: Bestimmt euer Leben selbst oder wartet, bis die Bewegung euch ergreift. Ich selbst (be-)nutze meine Zeit. Es ist die einzige, die ich habe.


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