Erste Sparkassen verzichten auf VISA – schauen Direktbankkunden bald in die Röhre?
30. Januar 2009 von Redaktion | kein Kommentar
Die Sparkassen gehen angesichts der jüngst verlorenen Gerichtsauseinandersetzungen mit den Direktbanken, allen voran die ING Diba, nun einen anderen Weg in der Auseinandersetzung mit den unliebsamen Wettbewerbern. Wie die Frankfurter Rundschau berichtet, werden zwei Sparkasse ihre Verträge mit Visa komplett kündigen.
Dem Artikel zufolge betrifft dieser Schritt zunächst nur die Sparkasse Dinslaken-Voerde-Hünxe und die Kreissparkasse Heilbronn. Die Zeitung zitiert dazu Norbert Bieniarz aus dem Vorstandssekretariat der Sparkasse Dinslaken-Voerde-Hünxe: „Wir haben ganz offiziell die Kündigung rausgeschickt.“ Thomas Braun, Vorstandsmitglied bei der Kreissparkasse Heilbronn, rechnet der Zeitung zufolge „in den nächsten Tagen“ mit einem entsprechenden Beschluss.
Dass das Ganze nicht nur Bedeutung für Direktbankkunden hat, sondern auch für die eigenen Sparkassenkunden zeigt ein Bericht des Handelsblatts. Die Zeitung zitiert aus einem Schreiben der Sparkasse Dinslaken-Voerde-Hünxe an die rund 500 Visa-Kartennutzer: „Ab dem 28. Februar 2009 gehen die Sparkasse Dinslaken-Voerde-Hünxe und VISACard getrennte Wege. […] Ab diesem Termin ist Ihre VISACard ungültig.“
Der Auslöser für diese Eskalation ist weiterhin der seit September schwelende Streit um die Gebühren bei der Nutzung der deutschlandweit über 40.000 Sparkassen-Geldautomaten. Währen für fremde EC-Karten 4,50 Euro an Gebühren bezahlt werden müssen, sind dies bei Visa-Karten nun 1,74 Euro. Da in der Vergangenheit immer mehr Direktbanken begonnen haben, die Bargeldversorgung ihrer Kunden über die Kreditkarte aus dem Hause Visa abzuwickeln, mussten die Sparkassen offensichtlich Gebührenverluste hinnehmen. Mit den (angedrohten) Kündigungen soll nun anscheinend eine Gebührenerhöhung durchgesetzt werden. Ob diese Quasi-Erpressung allerdings Erfolg haben wird, bleibt abzuwarten.
Auf jeden Fall ist nun Visa am Zug, denn das Unternehmen wirbt schließlich u.a. mit dem Satz: „Wir kümmern uns darum, dass Sie Ihre Karte weltweit einsetzen können.“ Auf der anderen Seite ist auch für die Sparkassen nicht unbedingt mit einem Imagegewinn zu rechnen, denn trotz Banken- und Finanzkrise können sich die öffentlich-rechtlichen Institute nur bedingt von ihren privaten Wettbewerbern absetzen und neue Kunden gewinnen. Zudem sorgt die nun selbst auferlegten Einschränkungen bei der Kreditkartenvergabe durch die Sparkassen, angesichts der immer weiter voranschreitenden Verbreitung von Kreditkarten, für einen echten Wettbewerbsnachteil.