Wie reagieren Selbständige auf die Finanzmarktkrise?
11. Oktober 2008 von Redaktion | kein Kommentar
Angesichts der bedrohlichen Ausmaße, die die Finanzmarktkrise derzeit annimmt, machen sich auch viele Selbständige Gedanken über ihre Zukunft. Dabei wird aber oft vergessen, was man ganz konkret schon heute anfangen und so für solche Fälle vorsorgen kann.
Wie bereite ich mich generell auf schlechte Zeiten und Krisen vor?
Wir hatten ja schon in unserem Artikel Wie plane ich meine monatlichen Ausgaben? Selbständige sind besonders gefordert! dargestellt, wie wichtig es ist, so wenig wie möglich fixe Ausgaben zu haben. Denn nur so kann man schnell auf Krisensituationen eingehen. Damit sind jetzt nicht nur solche Ereignisse wie derzeit gemeint, sondern auch solche Probleme wie der Wegfall eines wichtigen Kunden, längere Krankheit oder andere unverhergesehene Ereignisse.
Was meine ich aber mit Fixkosten? Viele Selbständige meinen einen gewissen Lebensstandard nach außen hin darstellen zu müssen. Das ist aber leider sehr kostspielig. Das fängt an beim großen Auto, das dank günstiger Leasingrate ja nicht wirklich belastet, das geht über das etwas zu groß geratene Büro im schönen Technologiepark hin zum ständig wechselnden High-End-Handy. Sicher – solche Dinge machen Spass – mir auch – aber die Frage ist immer, ob man das immer haben muss! Wir haben dazu in unserem Artikel Die etwas anderen “Spartipps” für Selbständige – vor allem gegenüber Angestellten mal einige Sparmöglichkeiten detailiert vorgestellt. So sollte man sich überlegen, ob das neue Auto nicht eine Nummer kleiner ausfallen sollte, oder ob man nicht doch das alte noch ein bisschen fahren kann. „Das aktuelle Büro ist ja gut und schön, aber eine Nummer kleiner, etwas mehr in Wohnortnähe würde meinen Geldbeutel auch entlasten.“ „Ich denke ich behalte mein Handy noch etwas, es geht ja noch und wenns Probleme macht, kann ich mir immer noch eins kaufen.“ „Die neuen 24′ Zoll Bildschirme wären zwar geil, aber die beiden 20′ Zoll Bildschirme tuns ja auch noch…“ Selbständige meinen oft, angetrieben durch steuerliche Abschreibungen, regelmäßig Anschaffungen tätigen zu müssen. In manchen Situationen ist diese Argumentation sicher richtig, aber im Sinne einer Krisenvorsorge nicht unbedingt sinnvoll.
Mit einmaligen Belastungen kann man meiner Meinung nach auch schöne Dinge kaufen, die sehr viel Spass machen und es ermöglichen Kraft für neue Projekte zu tanken. Dabei ist weniger oft mehr. Je seltener ich etwas mache, umso mehr freue ich mich darauf!
Insgesamt ist es durchaus erstrebenswert, bevor man großartige (unnötige) Anschaffungen tätigt, so viel Geld auf die Seite zu legen, dass man problemlos ein halbes oder gar ganzes Jahr davon leben kann. Das klingt erstmal nach sehr viel Geld, ist aber eigentlich innerhalb von max. 5 Jahren machbar. Dazu sollte man sich seine fixen Ausgaben anschauen und vielleicht noch die ein oder andere einmalige Ausgabe einplanen und schon kommt man auf eine deutlich niedrigere Summe, als die die man im vorigen Jahr verdient hat.
Wie reagiere ich aber aktuell auf die Lage?
Die Frage hängt davon ab, ob man diese oben genannte Vorsorge schon getroffen hat – wenn ja heißt es jetzt ein bisschen kürzer treten und schauen wie sich die Auftragslage entwickelt. Aber angesichts des finanziellen Polsters muss man sich keine Sorgen machen. Um nicht von möglichen Auftragskürzungen betroffen zu sein, kann es sich als sinnvoll erweisen, den ein oder anderen Auftrag eher 150-prozentig auszuführen!
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Wenn ich die oben genannte Vorsorge nicht getroffen habe, dann sollte man sich seine Auftragslage ansehen und diese bewerten, wie sie von der Finanzmarktkrise betroffen sein kann. Man sollte sich etwaige Kündigungsfristen der Aufträge ansehen und in Kontakt mit seinen Auftraggebern treten. Auch hier gilt, der ein oder andere wird sich von 150-prozentiger Arbeit überzeugen lassen, weiter an der Zusammenarbeit festzuhalten, auch wenn er eigentlich kündigen wollte. Ob das in allen Fällen gut geht, kann ich nicht sagen, aber einen Versuch ist es Wert! Insgesamt sollte man spätestens jetzt sein Verhältnis zu den Auftraggebern intensivieren. Nur so kriegt man eventuelle Probleme schnell mit und kann rechtzeitig reagieren! Während manche Auftraggeber in solchen Situationen sich gerne von Externen trennen, beginnen manche Unternehmen ihre Kosten über Externe in den Griff zu kriegen. Hier liegt definitiv eine Chance für flexible und ideenreiche Selbständige!
Neben der Kundenebene, also den Einnahmen, muss man auch die Ausgaben betrachten. Man sollte sich über die oben genannten Statussymbole Gedanken machen, das bringt manchmal ungeahnte finanzielle Flexibilität. U.U. kann ja auch ein Umzug des Büros in die eigene Wohnung, die tagsüber vielleicht sowieso ungenutzt da ist und bezahlt werden muss, sinnvoll sein. Selbst bei Kundenterminen gibt es abseits des eigenen Büros Alternativen! Daneben bringt die Kündigung nicht gelesener Zeitungs- und Zeitschriftenabos kleine Einsparungen. Ebenso der gemietete Kopierer, der vielleicht durch einen preiswerten Multifunktionsdrucker/scanner/kopierer ersetzt werden kann. Beim Handy kann man ja mal über einen anderen Tarif nachdenken, denn den teuren Flatrate-Tarif nutzen nur wenige wirklich aus! Oder man versucht bei seinem Anbieter einen Rabatt rauszuschlagen – ein Hinweis auf den günstigen Wettbewerber wirkt da manchmal Wunder!