Marktwirtschaft oder Planwirtschaft, das ist hier die Frage!
15. Januar 2009 von Thomas Heinrich | kein Kommentar
Unser mittlerweile allseits bekannter Blogpartner Lars Brand von dg77.de ist durch seine spitze Zunge zu politischen und wirtschaftlichen Themen auf unserem Blog ein gern gesehener Schreiber. Diesmal hat er sich unseren selbst erstellen Artikel Mit der Commerzbank brechen die Dämme… zur Brust genommen und hat seinen Senf, wie er ja Teile seiner Beiträge selbst bezeichnet, zum Thema Marktwirtschaft abgegeben.
Von Lars Brand
Marktwirtschaft? Oder die Rückkehr der LPG’s
…das Ganze bringt Erinnerungen hervor an ein Stammtischgespräch vor einigen Jahren. Da es nicht am Stammtisch blieb und auch noch mehrere Wochen später intensiv beim Abendessen diskutiert wurde, möchte ich mit meinen Gedanken hierzu Stellung beziehen.
Vor einigen Jahren schrieb einmal ein Kritiker des Zeitgeistes darüber, wie sich in den letzten beiden Jahrzehnten das (in der westlichen Welt praktizierte) Wirtschaftssystem verändert habe. Vom Grundgedanken und der Teilung in die drei wesentlichen Wirtschaftssektoren sei nicht mehr allzu viel übrig geblieben. Im Klartext war folgendes gemeint: zu der Zeit der Wirtschaftstheoretiker sah unsere (Markt-)Wirtschaftswelt einfach anders aus.
Es gab einen großen landwirtschaftlichen Sektor, einen (teils) sehr großen industriellen (oder produzierenden) Sektor und nur einen kleinen Teil im dritten Segment, dem Dienstleistungsbereich. Meiner Meinung nach muss man kein Volkswirt sein, um zu erkennen, dass durch die extreme anteilsmäßige Verschiebung der einzelnen Sektoren auch das Theoriegebilde ins wanken geraten muss.
Oder, wie es damals am Stammtisch formuliert wurde: „Ohne den Mann, der mit seinen Händen ein Stück Kohle schaufelt um es am nächsten Tag für einen Gegenwert wieder loszuwerden, wird es niemals gehen!“ Will heißen, dass somit das Gebilde der Marktwirtschaft in sich zusammen zu stürzen droht.
Vor allem aber hervorgerufen durch den exorbitanten Zuwachs des Dienstleistungssektors, könnte man annehmen, der Mann, der dies in einigen Artikeln schrieb und auch am Stammtisch vertrat, habe recht. Die Frage lautete schon damals: wie viele Menschen möchte man denn beschäftigen, die einem unproduktiv Einkaufstüten im Supermarkt zum Auto tragen, um mit einem Hungerlohn von Dannen zu ziehen, um sich Brot zu kaufen, das keiner mehr backen möchte?
Genau wie diese Theorie der Marktwirtschaft nicht mehr haltbar zu sein scheint (die Verschuldungen der Volkswirtschaften weltweit sprechen ja eine deutliche Sprache – also lasst uns einfach das Komma um ein paar Stellen verschieben, ok?) war der Sozialismus (auch eine Theorie der damaligen zeit) zum Scheitern verurteilt. doch ich schrieb es bereits vor einigen Wochen: damals gab es noch den Kampf der Systeme, der Kapitalismus sah sich als Sieger und ist nun nicht nur „Weltmarktführer“, sondern sogar Monopolist und Gesetzgeber in einem; leider aber genauso Bankrott und verschlissen wie das ehemalige Pendant. Und wo kein Kläger, da kein Richter, stimmt’s?
Die grundsätzliche Frage darf demnach meiner Meinung nach nicht lauten, ob der Staat sich den Kapitalismus unterwerfen darf (wie am Beispiel der Anteilseignung an der Commerzbank unterstellt), sondern ob es nicht wirklich Zeit wäre für eine grundsätzlichere, weltweite Debatte. Jede andere frage verliert ihre Existenzberechtigung allein durch das Wegbrechen der theoretischen Existenz!
Nun bin ich aber nicht nur Weltverbesserer, Besserwisser und Klugscheisser, sondern leider auch Realist.
Mir ist klar, dass das „nicht zu machen ist“, nicht „realpolitisch“ genug und nur ein schöner, idealer Gedanke. Auch bin ich kein Märtyrer, aber dennoch jemand, der für seine ihm ureigensten Überzeugungen bereit wäre, ins Grab zu gehen. Allerdings bin ich bisher weder von These noch von Antithese wirklich überzeugt. Insofern bleibe ich bei dem, was ich selbst beeinflussen kann: meine persönliche Einstellung zu leben und wirken, mein tägliches Spiegelbild und mein Umfeld! Und hier bin ich wiederum überzeugt: täte dies jeder, müsste man sich auch nicht die Frage stellen, ob es eines Klägers oder Richters bedarf!