Wie komme ich an meinen Lieblingsjob? Übertreiben und Lügen! XING, ich komme!
8. August 2008 von Thomas Heinrich | kein Kommentar
Lebensläufe lügen, dass sich die Balken biegen
Die Überschrift soll keineswegs eine Empfehlung darstellen, ist aber wohl eine Tatsache, zumindest meiner Erfahrung nach.
Als ich selbst nach meinem Studium auf Stellensuche war, musste ich meine Unterlagen entsprechend aufbereiten, um ein gewisses Bild zu vermitteln, was für ein toller Hecht ich denn sei.
Da ich während des Studiums die meiste Zeit als studentische Hilfe gejobbt habe, wollte ich dies natürlich mit in den Lebenslauf bringen, damit ja schön viele Dinge drinstehen, die meine Erfahrung, mein Wissen und meine Arbeitswütigkeit widerspiegeln würden.
Weil ich ja nicht der einzige Absolvent dieses Jahrgangs war, unterhielt ich mich logischerweise auch mit anderen, was die denn so für Bewerbungen schreiben und vor allem wie sie diese schreiben.
Und jedesmal fiel mir das Gleiche auf: es wurde gelogen, übertrieben, besonders ausgeschmückt oder einfach nur falsche Tatsachen vorgegaukelt. Weniger bei den Noten, weil die ja über die Zeugnisse belegt werden mussten (was ja bekanntlich trotzdem ohne Aussagekraft ist), sondern vielmehr bei den Haupt- oder Nebentätigkeiten.
Teilweise habe ich Beschreibungen der -noch einmal zur Erinnerung- studentischen Aushilfen gelesen, dass man hätte meinen können, es bewirbt sich hier der Vorstand auf seinen eigenen Posten.
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Ähnliche Vorgehensweise auch bei Bewerbungsgesprächen
Selbiges gilt auch dann noch, wenn man es tatsächlich geschafft hat, einen Personal- verantwortlichen von seinem „Können“ zu überzeugen. Nach seiner wahren Meinung wird hier nicht gefragt und die will vor allem auch keiner wissen, oder was für eine Antwort will jemand auf die Frage. „Was machen Sie, wenn Sie die Stelle bei uns nicht bekommen?“ wirklich hören?
Die Anzahl des jeweiligen Arbeitsplatzes beispielsweise für einen Hochschulabsolventen sind relativ zu der Bewerberanzahl begrenzt. Sobald einer mit diesen Übertreibungen anfängt, muss ein anderer schon mitziehen, um nicht in den Nachteil zu geraten. Deshalb will ich das den einzelnen Personen nicht unbedingt vorwerfen, halte aber diese Entwicklung für äußerst bedenklich.
Das führt auch dazu, dass die Mehrheit der Lebensläufe derart gefakt und übertrieben beschrieben werden, oder dass Qualifikationen bzw. Berufserfahrungen vorgegeben werden, die nicht „echt“ sind. Überprüfbar sind diese ja nicht, oder wer will sich dafür die Zeit nehmen?
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Besonders gut kann man das auf dem Social Network XING erkennen, auf dem man selbst seine „Leistungsmerkmale“ abgeben kann und aufgrund seiner Kontakte und deren vermeintlichen Fähigkeiten und Kenntnisse ja gerade zu Übertreibungen animiert wird.
Aber: „Schneller, höher, weiter“ wird von der Gesellschaft ja gefordert, also sind wir doch so lieb, und erfüllen ihr den Wunsch.