Unterzucker: Was er ist und wie man mit ihm umgeht

Nahezu jeder Diabetiker und jede Diabetikerin kennt es: Schwächegefühle, Müdigkeit, Durst und verstärkter Harndrang. Kommen diese Symptome auf, ist man bereits mitten in einer Unterzuckerung; unmittelbares Handeln ist gefordert. In diesem Artikel erklären wir, was eine Unterzuckerung ist, wie man sie erkennt und wie man sie richtig behandelt.

In der Fachsprache wird eine Unterzuckerung als »Hypoglykämie« bezeichnet. Sie kann sowohl Typ-1- als auch Typ-2-Diabetiker betreffen, die auf eine intravenöse Zuführung von Insulin angewiesen sind. Eine Unterzuckerung führt vor allem zu Konzentrations- bis hin zu Bewusstseinsverlusten, und in den ganz gravierenden Fällen können sogar Hirnstrukturen beschädigt sowie eine Demenzentwicklung begünstigt werden. Insofern unterscheidet man auch zwischen einer milden Hypoglykämie, die Betroffene durch schnelle Zucker- bzw. Kohlehydratzugaben relativ leicht selbst behandeln können und einer schweren Hypoglykämie, die nur mit Hilfe anderer in den Griff zu bekommen ist. Aber wie genau entsteht eine Hypoglykämie überhaupt?

Ursachen von Unterzucker

Wie der Begriff es bereits nahelegt, ist eine Unterzuckerung dann gegeben, wenn der Blutzuckerspiegel besonders niedrig ist. Einen intersubjektiv verbindlichen Schwellenwert für Unterzucker gibt es bislang allerdings nicht; bisher wird des Öfteren ein Wert von unter 50mg/dl bzw. 2,8 mmol/l (unter 70mg/dl bzw. 3,9 mmol in den USA) angegeben. Vereinfacht gesagt, entsteht eine Hypoglykämie als Folge eines Zuviels an Insulin, welches den Blutzucker zu rasch abbaut und somit regelrecht abstürzen lässt. Dies kann dadurch hervorgerufen werden, dass man schlichtweg zu wenige Kohlehydrate zu sich nimmt, die in Zucker umgewandelt und durch das Insulin weiter in die Muskelzellen transportiert werden könnten; es können jedoch auch eine zu hohe Insulindosis, Alkoholkonsum oder eine verbesserte Insulinsensibilität die Ursache se für eine Unterzuckerung sein. Hieraus wird ersichtlich, wie genau der Tagesablauf von Diabetespatienten durchgeplant werden muss, um die Gefahr einer Hypoglykämie möglichst niedrig zu halten. Jede zusätzliche, außeralltägliche Bewegungsaktivität (Sport), jede Auslassung einer Mahlzeit und jeder Konsum eines bis dato ungewohnten Lebensmittels müssen bei der Insulinbehandlung berücksichtigt werden.

Regelmäßige Kontrollen des Blutzuckers

Damit die Behandlungsmaßnahmen allerdings individuell abgestimmt werden können, bedarf es zunächst einmal einer regelmäßigen Blutzuckerkontrolle. Dafür wird ein Blutzuckermessgerät benötigt. Idealerweise verfügt man dabei über mehrere Geräte, damit im Zweifelsfalle eine, die erste Messung überprüfende, zweite Messung vorgenommen werden kann. Des Weiteren ist aber auch verstärkt auf Alarm- oder Mangelzeichen zu achten. Alarmzeichen sind zumeist noch nicht von Bewusstseinsverzerrungen begleitet. Es handelt sich dabei um verstärktes Schwitzen, Heißhunger oder Herzjagen – allesamt Folgen einer erhöhten Adrenalinausschüttung. Treten diese Symptome auf, auch ohne, dass man sich übermäßig stark körperlich angestrengt hat, so gilt es sofort zu handeln und schnell verstoffwechselbaren Zucker aufzunehmen (Traubenzucker, Cola, Fruchtsaft etc.). Bei Mangelerscheinungen liegen in der Regel bereits Konzentrations- und Bewusstseinsstörungen vor; Gereiztheit, allgemeine Verlangsamung, Aggressivität bis hin zu komatösen Zuständen sind weitere Symptome einer bereits schweren Unterzuckerung.

Ist die behandlungsbedürftige Person nicht mehr handlungsfähig, sollten ihr – für den Fall, dass sie wenigstens noch schlucken kann – 30 g Traubenzucker eingeflößt werden. Bei Bewusstlosigkeit oder einem angrenzenden Stadium ist sofort der Notarzt zu rufen (Notrufnummer: 112). Angehörige können in der Zwischenzeit, wenn verfügbar, eine Ampulle Glucagon spritzen (allerdings wirkt es nicht in Verbindung mit Alkohol). Ziel ist es in jedem Fall, den Blutzuckerspiegel wieder auf einen Wert oberhalb von 100 mg/dl bzw. 5,6 mmol/l zu bekommen. Die nach der Behandlung möglicherweise leicht erhöhten Blutzuckerwerte sollten schließlich nicht sofort mit Insulin korrigiert werden.


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